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316 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen
nicht enthalten, und auch in Zeitschriften oder Zeitungen publizierte Überset
zungen in vielen Fällen weder den Namen des Übersetzers/der Übersetzerin noch
Angaben zur Art der übersetzerischen Bearbeitung enthalten. Die meisten Über
setzungen weisen diese Informationen in Monografien auf dem Titelblatt nach
der Titelnennung auf, in unselbständigen Publikationen ebenso nach dem Titel
unmittelbar vor Beginn des Textes, in wenigen Fällen am Ende des Textes.
An den Formulierungen der übersetzerischen Bearbeitung ist der Grad der
Autonomisierung des Feldes deutlich erkennbar. Die große Mehrheit der Über
setzungen, die solche Bezeichnungen enthalten, nämlich 152 (= beinahe drei
Vier tel) weisen traditionelle Formulierungen wie »Aus dem Italienischen über
setzt von …«, »Mit Autorisation des Verfasserin aus dem Italienischen übersetzt
von …«, »übersetzt von …« oder »Deutsch von…« auf. Diese Formulierungen
ziehen sich durch alle Gattungen und sind auch nicht an einen bestimmten
Zeitraum zwischen 1848 und 1918 gebunden. 53 Übersetzungen spiegeln – zu
mindest in den Formulierungen – eine gewisse Unabhängigkeit von dieser tra
ditionellen Sichtweise wider und können verschiedenen Kategorien zugeordnet
werden. Zum einen wird das kulturelle Kapital der ÜbersetzerInnen in Wendun
gen signalisiert wie »herausgegeben, übersetzt und erläutert von…«, »übersetzt
mit Einleitung, Noten und Register von …«, »übersetzt und mit Kommentaren
versehen von …« oder »übersetzt und glossiert von …«. Diese Formulierungen
finden sich in überwiegender Mehrheit in den Übersetzungen von Fachtexten
wieder und setzten etwa ab der Mitte der Siebzigerjahre des 19. Jahrhunderts
ein. Den Übersetzungen epischer und lyrischer Dichtungen sind translatori
sche Details wie »metrisch übersetzt von …«, »in deutsche Prosa übertragen
von …«, »verdeutscht in dem Versmaße des Originals von …« oder »Deutsch
und metrisch von…« vorangestellt ; die breite zeitliche Streuung dieser Formu
lierungen (sie scheinen zwischen den Jahren 1851 und 1909 auf) dürfte auf das
Genre zurückzuführen sein. Auf das Genre des Dramas beschränkt wird die
translatorische Arbeit in Komödien und Tragödien bezeichnet mit »übersetzt
und für die deutsche Bühne bearbeitet«, »für die deutsche Bühne eingerichtet
von …« oder »nach dem italienischen Original des … für die deutsche Bühne
frei bearbeitet und mit einem Vorwort versehen von …«. Auch hier ist keine
zeitliche Einschränkung zu erkennen. Der Begriff der »Bearbeitung« ist für den
Kontext des Untersuchungszeitraumes, soweit aus den vorliegenden Überset
zungen ersichtlich ist, nicht in der heutigen Abgrenzung von »Übersetzung«
im engeren Sinn zu verstehen (vgl. etwa Schreiber 1993), sondern als Syno
nym zu »Übersetzung« ; dies ist daraus ersichtlich, dass Übersetzungen bereits
in den Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts vor allem von religiösen Schrif
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437