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Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 317
ten, die in der sonstigen Aufmachung der Paratexte strikt den herkömmlichen
Praktiken folgen, diese Bezeichnung aufweisen. Diese Benennung ist in allen
Genres festzustellen, vermehrt jedoch in Fachtexten. Besonders aufschlussreich
erscheinen jene translatorische Bearbeitungsarten, die auf verstärkte Eingriffe
in den Text hinweisen. Es handelt sich dabei um Formulierungen wie »Nach
dem Italienischen frei bearbeitet und ergänzt von …«, »aus dem Italienischen
frei ins Deutsche übertragen von …«, »aus dem Italienischen übersetzt und mit
Angaben vermehrt von …«, »frei bearbeitet nach der italienischen Ausgabe
und stark vemehrt von …« bzw. »übersetzt und bis zum Jahr 1851 fortgeführt
von …«. Interessanterweise sind diese Texte in der Mehrzahl bereits zwischen
1849 und 1871 erschienen und lyrischen Dichtungen sowie Fachtexten voran
gestellt. Detaillierte Textanalysen könnten darüber Aufschluss geben, ob die auf
dem Titelblatt angezeigten manipulativen Eingriffe auch tatsächlich diesen An
kündigungen entsprechen. Der übersetzerische (bzw. verlegerische) Habitus war
jedenfalls zumindest diesen Angaben zufolge schon relativ früh »entwickelt«,
jedoch müssen diese Folgerungen insofern relativiert werden, als die genannten
Formulierungen nur in sehr geringer Zahl verzeichnet sind.
Widmung
Ein Werk samt Beiwerk beginnt – nach der Titelseite – zumeist mit einer Wid
mung. Genette unterscheidet zwischen den beiden Handlungen des »Wid
mens« für die Widmung eines Exemplars, das »als Gabe überreicht oder auch
verkauft wird«, und des »Zueignens«, das »eine Huldigung [ist], die entweder
durch die Protektion feudalen Typs oder, eher bürgerlich (oder proletarisch),
in Gestalt klingender Münze entlohnt wird« (Genette 2001 : 115f.). Widmun
gen sind durch einen Widmungsspender/eine spenderin, einen Widmungs
gegenstand und eine WidmungsadressatIn/einen adressaten gekennzeichnet.
WidmungsspenderInnen sind zumeist die AutorInnen, es kann sich jedoch
auch um ÜbersetzerInnen, HerausgeberInnen, den Verlag oder eine Druckerei
handeln. Gegenstand der Widmung ist das gegenständliche Werk, wobei in der
Gattungszugehörigkeit keine Präferenzen auszumachen sind. Als Widmungs
adressatInnen sind zumeist reale Einzelpersonen mit hohem sozialen Prestige
angesprochen. Die Geschichte der Widmung reicht bis in die Antike zurück,
doch zu den üblichen Ausstattungsstücken des Buches zählt sie erst ab dem 16.
Jahrhundert. Etwa ab der Mitte des 18. Jahrhunderts erfährt das Widmungswe
sen durch das wachsende bürgerliche Selbstbewusstsein und die zunehmende
ökonomische Unabhängigkeit der WidmungsverfasserInnen eine deutliche Ver
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437