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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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324 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen unbedingt in Widerspruch zu einem Bekenntnis zur Originaltreue liegen ; von Bedeutung ist vielmehr die Argumentation, die den jeweiligen übersetzerischen Entscheidungen zugrunde liegt. So wird in vielen Beispielen mit Fachwissen (4, 18ah, 808f) oder, unter der Zusicherung der »Originaltreue«, mit triftigen Grün­ den für Kürzungen bzw. Ergänzungen argumentiert (33 – der Bekanntheitsgrad des Ariostschen Rasenden Roland gestattet, eine Auswahl der schönsten Epi­ soden zu geben, 1136 – Unbedeutendes in der Biografie der Ordensschwester Vincenza Gerosa, das nur für Angehörige der Protagonistin von Interesse ist, wurde übergangen oder verändert, 1320a – einige Kapitel passen nicht im enge­ ren Sinn zum Thema). Eine autonome translatorische Tätigkeit schlägt sich auch in jenen Vorworten nieder, die angeben, die zahlreichen Glossen des (kunstkriti­ schen) Fachtextes in pädagogischer Absicht angefertigt zu haben (711), oder die offen bekennen, die Übersetzung zur Verbreitung bestimmter (religiöser) Ideen angefertigt zu haben (789, 803). Der Großteil dieser Vorworte stammt aus den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und stellt diesbezüglich eine logische Entwicklung der Loslösung von strikt ausgangstextueller Orientierung dar, die freilich nicht linear verläuft und sich auf ganz bestimmte Textsorten wie Fachtexte (Kunstgeschichte, Medizin u.a.) sowie auf kanonisierte Texte wie etwa die Klassiker von Dante Alighieri oder Ariost konzentriert. In all diesen Vorworten wird zwar eine gewisse Unabhängigkeit vom Origi­ naltext postuliert, jedoch kommt nicht zur Sprache, dass es sich bei der jeweiligen Übersetzung um eine »Neuvertextung« handelt. Dieser Schritt wird nur verein­ zelt unternommen und ist keiner chronologischen Entwicklung unterworfen ; auffallend ist jedoch, dass die Benennung dieser Strategie fast ausschließlich in Vorworten zu Fachtexten vorgenommen wird. Der Übersetzer der philosophi­ schen Schrift Die Schöpfung oder das entschleierte Universum von De Beroaldo Bi­ anchini (1851, 417), Jean Baptist Roßmann, erklärt, es sei für die Aufnahme des Textes aus Gründen der Klarheit von Vorzug, »Neues zu schaffen«, und sichert sich für dieses Unternehmen mit der Zusicherung ab, die Übersetzung unter Hilfestellung des Autors verfertigt zu haben. Ein weiterer Paratext aus dem Jahr 1851 (46), auf den in der Folge aufgrund seines bedeutenden Konstruktcha­ rakters für politische bzw. nationale Belange detailliert eingegangen wird (Ge- schichte Italiens von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1814), thematisiert die Neu­ vertextung der Geschichte Cesare Balbos unter dem Aspekt der Weiterführung der historischen Ereignisse bis zum Jahr 1851 und rechtfertigt diesen Schritt mit dem Hinweis, dass dies »im Sinne des Autors« geschehe. Als »Bearbeitung« des italienischen Originals bezeichnet schließlich der Übersetzer von Edmondo de Amicis’ Marokko (1883, 406) sein Translat (das ebenfalls in der Folge genauer
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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