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334 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen
Weihe des Schriftstellers, der durch das Motto seinesgleichen auswählt und damit
seinen Platz im Pantheon. (Genette 2001 : 156)
Kommentare und Anmerkungen
Genette versucht aufgrund des fragmentarischen Charakters von Kommentaren
und Anmerkungen eine so allgemein wie möglich formulierte Definition zu lie
fern und geht davon aus, dass eine Anmerkung eine Aussage unterschiedlicher
Länge ist, »die sich auf ein mehr oder weniger bestimmtes Segment des Textes
bezieht und so angeordnet ist, daß es auf dieses Segment verweist oder in dessen
Umfeld angesiedelt ist« (Genette 2001 : 304f.). Die im vorliegenden Korpus vor
handenen Anmerkungen unterschiedlicher Ausprägung treffen auf diese Defini
tion, wie zu zeigen sein wird, ohne Weiteres zu. In vielen Fällen ist zwischen dem
Vorwort und den Anmerkungen eine enge Funktionsbeziehung festzustellen,
die sich hauptsächlich im Umfang der jeweiligen Paratextform und in seinem
Bezugspunkt unterscheidet : Das Vorwort beinhaltet für den gesamten Text gül
tige Betrachtungen, während die Anmerkungen sich nur auf einzelne Punkte des
Werks beziehen. Nachzuweisen sind frühe Formen von Anmerkungen bereits in
der Antike, wo sie von den Griechen seit dem 5. Jahrhundert verwendet wurden
(Abel 2009 : 15). So wurden die Primärtexte von Homer für den Schulunterricht
in Athen glossiert, also unbekannte Wörter aus seinen Texten übersetzt und er
läutert. Der Ursprung von in gegenwärtiger Form gebräuchlichen Anmerkungen
liegt in den im Mittelalter aufkommenden Glossen, die im 17. Jahrhundert zu
Fußnoten werden. Dort liegt auch die Grundlage für den heute noch üblichen
Anmerkungsapparat in wissenschaftlichen Werken, während Werke der narrati
ven oder dramatischen Fiktion bzw. der lyrischen Dichtung eine viel geringere
Anzahl an Anmerkungen aufweisen. Anmerkungen richten sich zwar an den Le
ser/die Leserin, haben jedoch den Status einer fakultativen Lektüre und werden
nur von jenen Personen gelesen, die an ergänzenden Überlegungen interessiert
sind. Rezente Forschungsergebnisse liefern wiederum Anhaltspunkte dafür, dass
durch Anmerkungen von ÜbersetzerInnen Narrative erzeugt werden, die letzt
endlich zu einer »intercultural homogeneity« beitragen (Varney 2008 : 48).
Das Korpus deutschsprachiger Übersetzungen aus dem Italienischen weist ins
gesamt 10 Translate mit Anmerkungen auf. Im Einzelnen handelt es sich um 8
Texte mit Fußnoten, die kurze Notizen beinhalten, und 2 Texte mit Fußnoten als
wissenschaftlicher Apparat. Letztere erschienen in der Reihe Quellenschriften für
Kunstgeschichte (Verlag Braumüller, Wien, 1871 und 1873) und stammen von dem
Kunsthistoriker Albert Ilg, der nicht nur die Übersetzung der kunsthistorischen
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437