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Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 355
teurInnen in einer umfassenden Perspektive, die auch die machtvollen Span
nungsverhältnisse im Vermittlungsraum einigermaßen darzustellen erlaubt.
Die Rezeption im habsburgischen Kommunikationsnetz
Das hier geschilderte immer stärker ausdifferenzierte Kommunikationsnetz er
füllt seinen Zweck erst, wenn die rezeptorische Instanz zum Tragen kommt, die
sich aus so unterschiedlichen Faktoren zusammensetzt wie Buchmarkt, Lese
publikum, Publikationsformen (Anthologie, Reihe oder Literaturgeschichten),
Sanktionierungen (Kritik, Preise etc.) u.a.m. Die Situation des Buchmarktes ist
als grundlegende Ausgangsposition für Feststellung und Bewertung der Posi
tion übersetzter Literatur im (wie immer benannten) Feld ausschlaggebend. Die
den Markt regulierenden Faktoren sind, ausgehend vom 18. Jahrhundert, ei
nem starken Wandel unterworfen, der unter zeitgebundenen, strukturellen und
lokalen Aspekten zu untersuchen ist. Für das 19. Jahrhundert sind dabei, wie
bereits im Detail ausgeführt, die permanent steigende Alphabetisierungsrate,
technische Innovationen in der Buchdruckerei, der Ausbau der Vertriebsnetze,
die Differenzierung der Publikationsorgane und die aus der Summe dieser und
anderer Faktoren resultierende »Leserevolution« (Wittmann 1999 : 186) in
besonderem Maße in Betracht zu ziehen. Maßnahmen mit stark regulativem
Charakter vonseiten der Politik sind ebenso in den Vordergrund zu stellen wie
etwa die Privilegierung der als »nützlich angesehenen Buchproduktion« im po
sitiven Sinn oder die auch nach Abschaffung der Zensur im Jahr 1848 weiterhin
strenge »Preß«gesetzgebung bzw. die (mangelnde) Urheberrechtsgesetzgebung
im negativen Sinn. Die Notwendigkeit verstärkter Vermittlungstätigkeit auf al
len Ebenen, die sich zur Maximierung aller beteiligten Interessen zwischen diese
einzelnen Faktoren schieben, ist auch an diesen Entwicklungen zu erkennen.
Durch seine Ausübung der kulturellen Praxis des Lesens nimmt das Lese
publikum eine zentrale Rolle in diesem Kommunikationsnetz ein. Die dieser
Rolle anhaftende Kontingenz ist vor allem auf den Einsatz der Kapitalien von
seiten der Leserinnen und Leser in Verbindung mit ihrem jeweiligen Habitus
zurückzuführen : Auf welches Informationsangebot greift der einzelne Leser/die
einzelne Leserin zurück, und im Hinblick auf welche Positonierung im für die
jeweiligen LeserInnen relevanten Feld werden diese Informationen verarbeitet,
um allenfalls neu eingesetzt zu werden ? Die Partikularisierung des Leseverhal
tens trägt zur Ausdifferenzierung dieses Geschehens erheblich bei, führt jedoch
auch zum Verschwinden eines kulturellen Konsenses, der im 18. Jahrhundert
noch vorherrschend war. Die in der Habsburgermonarchie produzierten Über
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437