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358 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen
Eine weitere Reihe, die sich auf Übersetzungen spezialisierte, war Wallis
haussers Wiener Theater-Repertoir, in die jedoch keine der drei im Verlag erschie
nenen Übersetzungen aus dem Italienischen (18, 318c, 871) aufgenommen wur
den. Der Verlag Stöckholzer von Hirschfeld gab ab 1851 die Reihe Romantische
Lesehalle heraus, wo keine italienischen Übersetzungen publiziert wurden. Rei
hen nahmen in den Verlagsprogrammen einen teilweise herausragenden Platz
ein und stellten somit auch einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor dar. Für
die Positionierung der in diesen Reihen publizierten Übersetzungen im litera
rischen Feld dürfte demnach eher das ökonomische Kapital als das symbolische
Kapital bestimmend gewesen sein, handelte es sich doch fast durchwegs um
triviale oder halbtriviale Werke der italienischen Literatur bzw. Übersetzungen
auch aus anderen Sprachen. Reihen sind in jedem Fall machtvolle Instrumente,
die – vor allem im Hinblick auf die ihrer Existenz zugrunde liegenden Selek
tionsmechanismen – als zentrale Kategorien des Vermittlungsraumes gelten
können, da sie nicht zuletzt durch die Akkumulation von Übersetzungen zur
Veränderung der Austauschbeziehungen im Vermittlungsraum beitragen und
damit eine Dynamik dieses Raumes bewirken.
Zu den Faktoren der Rezeptionsmechanismen, die für den Charakter der
Vermittlung und damit letztendlich für die Positionierung der Übersetzung im
(literarischen) Feld mitverantwortlich zeichnen, zählt des Weiteren der umfas
sende Bereich der (Literatur)Kritik. Die Kapitalien der einzelnen Zeitschrif
ten und Zeitungen, die Rezensionen von Übersetzungen publizieren, sowie die
einzelnen Personen, die literaturkritisch arbeiten, determinieren zum einen die
Aufnahme bestimmter übersetzter Texte, wirken andererseits jedoch auch zu
rück auf die Entstehung von Übersetzungen. Die Nachzeichnung dieser einzel
nen Ströme bedarf zahlreicher Mikrostudien, die im Detail das Zusammenspiel
von AutorInnen, Epochen, Themenbereichen und Gattungen untersuchen und
das Wechselspiel von Rezeption und Motivation in den Vordergrund rücken.
Diese Prozesse sind eng verbunden mit den von Bourdieu als kulturelle Sanktio
nierung und Legitimität bezeichneten Instanzen (Bourdieu 1997a : 103), die für
den Bereich der Paratexte als unter anderem auch die Rezeption von Überset
zungen steuernde und kontrollierende Elemente und für eindeutige Konsekrati
onen wie (Literatur)Preise bereits diskutiert wurden. Festzustellen ist, dass diese
Legitimierungsbemühungen bis auf wenige Ausnahmen über andere Felder und
deren Funktionsmechanismen (etwa über das literarische Feld) und nicht direkt
über ein übersetzerisches Vermittlungsfeld abgewickelt wurden, da der instituti
onalisierte Übersetzungsbetrieb relativ schwach ausgebildet war.
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437