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1.6 Werkaufbau , Zitierweise , geschlechterbewusste Sprache
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sind Untersuchungsthema.36 Der Rezeptionshintergrund stellt sich also selbst innerhalb
des deutschsprachigen Raumes als ein unterschiedlicher dar. Es wird sich deshalb wohl
nicht vermeiden lassen , dass dort , wo bei den einen offene TĂŒren eingerannt , sich andere
vor den Kopf gestoĂen fĂŒhlen werden.
Moral und Ethik spielen in dieser Aufarbeitung bislang nur eine marginale Rolle. Das
vorherrschende Bild der Rolle und der Konzeption von Moral und Ethik im Wiener
Kreis wird den historischen Gegebenheiten nicht gerecht , weil es verkĂŒrzt und vereinfa-
chend ist. Aber nur ( wieder ) angeeignetes Wissen kann handlungsrelevant werden. Wel-
che Auffassungen von Moral und Ethik im Wiener Kreis als möglich erachtet und in zahl-
reichen BeitrÀgen auch ausgearbeitet wurden , ist viel komplexer und vielfÀltiger , als das
vorherrschende Bild unterstellt. Dieses ist das Ergebnis mehrerer den Blick verengender
geschichtlicher Entwicklungen. Es ist an der Zeit , dieses kritisch zu hinterfragen und ge-
gebenenfalls zu revidieren und zu ergÀnzen , um den Mitgliedern des Wiener Kreises in
ihrem VerhÀltnis zu Moral und Ethik gerecht zu werden.
1.6 Werkaufbau , Zitierweise , geschlechterbewusste Sprache
Die vorliegende Schrift besteht in ihrem Hauptteil aus rekonstruierenden und interpre-
tierenden Darstellungen der BeitrÀge von Wiener-Kreis-Mitgliedern zu Moral und Ethik.
Dabei werde ich unter anderem zeigen , inwiefern die BeitrÀge von der Standardauffassung
logisch-empiristischer Ethik abweichen. Die Reihenfolge der Kapitel ergibt sich in ih-
rer Grundausrichtung aus den Abweichungen von dieser Standardauffassung. Zu Beginn
steht deshalb das Kapitel ĂŒber die Moral- und Ethikauffassung Carnaps , die der Stan-
dardauffassung am ehesten entspricht. Diesem folgen in inhaltlicher Entfernung von der
Standardauffassung die Kapitel ĂŒber die BeitrĂ€ge Mengers , Neuraths , Franks , Schlicks ,
Krafts und schlieĂlich Feigls. Dabei werde ich die BeitrĂ€ge der Wiener-Kreis-Mitglieder
zu Moral und Ethik als Teil der AufklÀrungsphilosophie in ihrer positivistischen Ausrich-
tung herausstreichen. Den Wiener Kreis als Teil der AufklÀrung zu sehen , ist nicht neu.
Dies wurde vor allem durch Stadler unternommen. Neu ist hier jedoch , dies hinsichtlich
ihrer Publikationen speziell fĂŒr Moral und Ethik auszufĂŒhren.
Der Aufarbeitung der historischen BeitrÀge werden drei Kapitel vorangestellt. Zu-
nÀchst ist dies ein Kapitel , in dem ich die von mir in der Analyse ethischer Positionen
verwendete Terminologie erlÀutere. Das folgende wird das vorherrschende Bild der Rol-
le und der Konzeption von Moral und Ethik im Wiener Kreis ausfĂŒhrlicher darstellen ,
insbesondere die darin enthaltene Standardauffassung logisch-empiristischer Ethik. Das
dritte wird auf die moralische und politische Haltung der Wiener-Kreis-Mitglieder und
ihr etwaiges dementsprechendes Engagement eingehen , um den lebenspraktischen Rah-
36 Auf das VerhÀltnis zum Bauhaus werde ich im Carnap-Kapitel nÀher eingehen.
Ethik und Moral im Wiener Kreis
Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ethik und Moral im Wiener Kreis
- Subtitle
- Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
- Author
- Annemarie Siegetsleitner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79533-9
- Size
- 16.9 x 23.9 cm
- Pages
- 450
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1. Einleitung 13
- 2. Terminologische KlÀrungen 37
- 3. Moral und Ethik im Wiener Kreis und die Standardauffassung logisch- empiristischer Ethik 52
- 4. Das kulturelle Umfeld des politischen und moralischen Engagements 67
- 5. Rudolf Carnap : Individualistischer Dezisionismus und wissenschaftlicher Humanismus 89
- 5.1 Einleitung 89
- 5.2 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik vor der Wiener-Kreis-Periode 92
- 5.3 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik in der Wiener-Kreis-Periode 111
- 5.3.1 Der logische Aufbau der Welt ( 1928a ) und die Konstitution von Werten 111
- 5.3.2 Scheinprobleme in der Philosophie ( 1928b ) 120
- 5.3.3 âWissenschaft und Lebenâ ( 1929b ) 123
- 5.3.4 âĂberwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Spracheâ ( 1931/32 ) 129
- 5.3.5 âTheoretische Fragen und praktische Entscheidungenâ ( 1934a ) 133
- 5.3.6 Philosophy and Logical Syntax ( 1935 ) 136
- 5. 3. 7 Carnaps moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 138
- 5.3.8 Carnaps individualistischer Dezisionismus und die Lebenspraxis 141
- 5.3.9 Möglichkeiten und Grenzen der Ethik 148
- 5.4 SpÀtphase : Optative 149
- 5.5 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 160
- 6. Karl Menger : Mathematische Modelle fĂŒr ein vertrĂ€gliches Zusammenleben 163
- 6.1 Einleitung 163
- 6.2 Mengers Logik der Sitten 168
- 6.3 Mengers Moralauffassung 177
- 6.3.1 Moral 1. und 2. Stufe , Basismoralen 177
- 6.3.2 Sinn und Zweck der / einer Moral 177
- 6.3.3 Kritik am Kategorischen Imperativ 179
- 6.3.4 Mengers Konzeption der Moralsprache : Semantischer Nonkognitivismus 180
- 6.3.5 Moralische Erkenntnis : Fundamentaler Nonkognitivismus und systemimmanenter Kognitivismus 182
- 6.4 Mengers EthikverstÀndnis 186
- 6.5 Menger und die Angewandte Ethik 193
- 6.6 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 194
- 7. Otto Neurath : Moral auf der Grundlage gemeinsam beschlossener humanistischer LebensgrundsÀtze und Ethik in der Einheitswissenschaft 196
- 8. Philipp Frank : Pragmatische Ethik und relativierte Moral 251
- 9. Moritz Schlick : EudÀmonistische Ethik als Weisheitslehre 265
- 10. Victor Kraft : Zwei-Komponenten-Kognitivismus und rationale MoralbegrĂŒndung 332
- 10.1 Einleitung 332
- 10.2 Krafts moralische und ethische Auffassungen in der Wiener-Kreis-Periode 337
- 10.3 Krafts moralische und ethische Auffassungen nach der Wiener-Kreis-Periode 371
- 10.3.1 MoralbegrĂŒndung auf Grundlage der Kultur : Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre , 2. Auflage ( 1951 ) 371
- 10.3.2 MoralbegrĂŒndung auf Grundlage natĂŒrlicher Ziele : Rationale MoralbegrĂŒndung ( 1963 ) 374
- 10.3.3 MoralbegrĂŒndung auf der Grundlage primĂ€rer Strebensziele : Die Grundlagen der Erkenntnis und der Moral ( 1968 ) 377
- 10.4 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 383
- 11. Herbert Feigl : Pragmatische MoralbegrĂŒndung 387
- 12. Systematische Zusammenfassung und allgemeine Schlussbemerkungen 402
- 12.1 Mangelndes Interesse an Moral als Menschen und BĂŒrgerinnen oder BĂŒrger 402
- 12.2 Geteilte moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 403
- 12.3 Differenzierungen in den Moralkonzeptionen 404
- 12.4 Differenzierungen in den Ethikkonzeptionen 409
- 12.5 Ausblick auf zukĂŒnftige Forschung 412
- 12.6 Allgemeine Schlussbemerkungen 413
- Literatur 417
- AbkĂŒrzungen 440
- Bildquellennachweis 440
- Personenregister 441