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Ethik und Moral im Wiener Kreis - Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
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10.2 Krafts moralische und ethische Auffassungen in der Wiener-Kreis-Periode 357 Übereinstimmung zum Ausdruck zu bringen. Davon wisse der Sprecher bzw. die Spre- cherin ja nichts. Er / sie könnte es höchstens mutmaßen : Das Werturteil könnte dann nur eine vorschnelle Verallgemeinerung sein. ( Kraft 1937 , 162 ) Was eine Moralbegründung leisten muss , sei nicht , moralische Urteile als tatsächlich all- gemeine aufzuzeigen , sondern ihre Geltung zu belegen : Geltung ist etwas Unpersönliches , Allgemeines , eine Forderung an alle. ( Kraft 1937 , 169 )494 Die Aufgabe einer Moralbegründung , die für Kraft nur eine rationale sein kann , liegt für ihn darin , rationale Gründe zu liefern , warum das moralische Werturteil von allen aner- kannt werden müsse. Die Anerkennung einer Forderung sei bei der Geltung notwendig. ( Kraft 1937 , 170 )495 Bei einem Werturteil wird eine individuelle Anweisung mit dem An- spruch einer überindividuellen gegeben. Diese müsse mit einer überindividuellen Instanz jedoch erst legitimiert werden. ( Kraft 1937 , 167 ) Was ist bei ( moralischen ) Werturteilen die überindividuelle Instanz , die die allgemeine Anerkennung eines Werturteils „notwendig“ macht , die diese nicht als individuelle , son- dern als überindividuelle ausweist ?496 Als mögliche Instanzen kämen für die Moral infrage : 1. Objektive Gültigkeit aufgrund logischer Ableitung : Wertungen können durch logische Ableitung als gültig oder ungültig erwiesen werden. Sie würden sich hier als logisch not- wendig herausstellen. Die Begründung von Werturteilen erfolgt dadurch , dass „der be- treffende Gegenstand bestimmte Qualitäten aufweist , deren Wertcharakter bereits fest- steht oder vorausgesetzt wird“ ( Kraft 1937 , 174 ): Dem gelten die Bemühungen der Ästhetik und der Ethik und der Erkenntnistheorie  – zu definieren , was als sittlich ( ehrenhaft , gerecht , lügnerisch ), was als Kunstwerk , als schön , als maniriert , was als wahr zu werten ist. Es wird eigentlich der Sachgehalt des betreffenden Wertbegriffes damit definiert. Dann kommt es darauf an , daß der zu beurteilende Gegenstand die Beschaffenheit der definierten Klasse tatsächlich aufweist. ( Kraft 1937 , 175 f. ) 494 In der 2. Auflage finden sich zudem Ausführungen darüber , dass Lotze und Rickert falsch liegen , wenn sie sagen , das Gelten sei das Wesen des Wertes. Gelten können nur Werturteile. ( Kraft 1951 , 205 ) 495 1950 heißt es in der Einführung hier verstärkend : „Nur wenn sich einsehen läßt , wie Wertungen mit letzten Zielen oder Wertungsgrundsätzen zusammenhängen , denen man die Anerkennung nicht ver- sagen kann , können Wertungen eine überpersönliche Legitimation erhalten.“ ( Kraft 1950a , 117 ) 496 In der 2. Auflage wird das Thema so eingeleitet : „Werturteile können nicht wahr oder falsch sein  – können sie dann überhaupt objektive Gültigkeit haben ?“ Kraft bejaht und verweist in einer Fußnote auf Ayer , der dies verneint , weil es für Wertungen keine Verifikation gebe. ( Kraft 1951 , 205 , Fn. 397 )
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Ethik und Moral im Wiener Kreis Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Ethik und Moral im Wiener Kreis
Subtitle
Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
Author
Annemarie Siegetsleitner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79533-9
Size
16.9 x 23.9 cm
Pages
450
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. 1. Einleitung 13
    1. 1.1 Die Forschungsfragen 13
    2. 1.2 Der Wiener Kreis 16
      1. 1.2.1 Die nichtöffentliche Phase und der Kern des Zirkels 16
      2. 1.2.2 Die öffentliche Phase und die Auflösung 17
      3. 1.2.3 Der Wiener Kreis als philosophische Schule ? 23
      4. 1.2.4 Wiener Kreis und Logischer Empirismus 25
    3. 1.3 Thematische Eingrenzungen 26
    4. 1.4 Methodische Ausrichtung 28
    5. 1.5 Adressatenkreis und Rezeptionshintergründe 32
    6. 1.6 Werkaufbau , Zitierweise , geschlechterbewusste Sprache 35
  2. 2. Terminologische Klärungen 37
    1. 2.1 Einleitung 37
    2. 2.2 Teildisziplinen der Ethik 37
    3. 2.3 Metaethik 41
      1. 2.3.1 Überblick 41
      2. 2.3.2 Sprachphilosophische Positionen 44
      3. 2.3.3 Ontologische Positionen 47
      4. 2.3.4 Erkenntnistheoretische Positionen 48
    4. 2.4 Abhängigkeitsverhältnisse der Positionen 50
  3. 3. Moral und Ethik im Wiener Kreis und die Standardauffassung logisch- empiristischer Ethik 52
    1. 3.1 Das vorherrschende Bild der Rolle und der Konzeptionen von Moral und Ethik im Wiener Kreis 52
    2. 3.2 Die Rezeption in der Frankfurter Schule und im Positivismusstreit 53
    3. 3.3 Die Rezeption in der Analytischen Philosophie 59
    4. 3.4 Die Standardauffassung logisch-empiristischer Ethik 65
  4. 4. Das kulturelle Umfeld des politischen und moralischen Engagements 67
    1. 4.1 Einleitung 67
    2. 4.2 Engagement in parteinahen Vereinigungen 67
    3. 4.2.1 Sozialdemokratische Arbeiterpartei und Vereinigung sozialistischer Hochschullehrer 67
      1. 4.2.2 Proletarische Freidenkerbewegung 68
    4. 4.3 Engagement in überparteilichen Organisationen 70
      1. 4.3.1 Die Volksbildungsbewegung 70
      2. 4.3.2 Monistenbund 73
      3. 4.3.3 Die Ethische Bewegung 76
      4. 4.3.4 Verein Allgemeine Nährpflicht 84
    5. 4.4 Wiener Spätaufklärung und weltliche Ethik 86
    6. 4.5 Schlussbemerkungen 87
  5. 5. Rudolf Carnap : Individualistischer Dezisionismus und wissenschaftlicher Humanismus 89
    1. 5.1 Einleitung 89
    2. 5.2 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik vor der Wiener-Kreis-Periode 92
      1. 5.2.1 Das familiäre Umfeld 92
      2. 5.2.2 Carnaps intellektuelles Milieu zur Studienzeit in Jena 94
      3. 5.2.3 Frühe philosophische Einflüsse 102
      4. 5.2.4 Carnaps moralisch-politische und ethische Auffassungen seit dem Ersten Weltkrieg 106
    3. 5.3 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik in der Wiener-Kreis-Periode 111
      1. 5.3.1 Der logische Aufbau der Welt ( 1928a ) und die Konstitution von Werten 111
      2. 5.3.2 Scheinprobleme in der Philosophie ( 1928b ) 120
      3. 5.3.3 „Wissenschaft und Leben“ ( 1929b ) 123
      4. 5.3.4 „Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache“ ( 1931/32 ) 129
      5. 5.3.5 „Theoretische Fragen und praktische Entscheidungen“ ( 1934a ) 133
      6. 5.3.6 Philosophy and Logical Syntax ( 1935 ) 136
      7. 5. 3. 7 Carnaps moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 138
      8. 5.3.8 Carnaps individualistischer Dezisionismus und die Lebenspraxis 141
      9. 5.3.9 Möglichkeiten und Grenzen der Ethik 148
    4. 5.4 Spätphase : Optative 149
    5. 5.5 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 160
  6. 6. Karl Menger : Mathematische Modelle für ein verträgliches Zusammenleben 163
    1. 6.1 Einleitung 163
    2. 6.2 Mengers Logik der Sitten 168
    3. 6.3 Mengers Moralauffassung 177
      1. 6.3.1 Moral 1. und 2. Stufe , Basismoralen 177
      2. 6.3.2 Sinn und Zweck der / einer Moral 177
      3. 6.3.3 Kritik am Kategorischen Imperativ 179
      4. 6.3.4 Mengers Konzeption der Moralsprache : Semantischer Nonkognitivismus 180
      5. 6.3.5 Moralische Erkenntnis : Fundamentaler Nonkognitivismus und systemimmanenter Kognitivismus 182
    4. 6.4 Mengers Ethikverständnis 186
      1. 6.4.1 Mengers Haltung gegenüber normativer Ethik 186
      2. 6.4.2 Von Menger anerkannte ethische Problemstellungen 189
      3. 6.4.3 Gefährdet eine solche Ethik die Moral ? 192
    5. 6.5 Menger und die Angewandte Ethik 193
    6. 6.6 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 194
  7. 7. Otto Neurath : Moral auf der Grundlage gemeinsam beschlossener humanistischer Lebensgrundsätze und Ethik in der Einheitswissenschaft 196
    1. 7.1 Einleitung 196
    2. 7.2 Neuraths Konzeption von Moral und Ethik vor der Wiener-Kreis-Periode : beglückende Verwaltungswirtschaft 203
    3. 7.3 Neuraths Konzeption von Moral und Ethik in der Wiener-Kreis-Periode 213
      1. 7.3.1 Wirtschaftsplan und Naturalrechnung ( 1925 ) 213
      2. 7.3.2 Sozialepikureismus : Lebensgestaltung und Klassenkampf ( 1928 ) 214
      3. 7.3.3 Wissenschaftliche Weltauffassung , Moral und Politik : Die Programmschrift ( 1929 ) 220
      4. 7.3.4 Ethik im Rahmen der Einheitswissenschaft 226
    4. 7.4 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 248
  8. 8. Philipp Frank : Pragmatische Ethik und relativierte Moral 251
    1. 8.1 Einleitung 251
    2. 8.2 Relativity – A Richer Truth 252
      1. 8.2.1 Die „Konferenzen über Naturwissenschaft , Philosophie und Religion“ : Werte- und Demokratieverfall 252
      2. 8.2.2 Naturwissenschaftlicher „Relativismus“, objektive Wahrheit und ihre Wirkung auf Moral und Politik 253
      3. 8.2.3 Pragmatische Ethik und relativierte Moral 256
    3. 8.3 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 262
  9. 9. Moritz Schlick : Eudämonistische Ethik als Weisheitslehre 265
    1. 9.1 Einleitung 265
    2. 9.2 Schlicks moralische und ethische Auffassungen vor seiner Wiener-Kreis-Periode 266
      1. 9.2.1 Frühe Auffassungen im Kontext 266
      2. 9.2.2 Lebensweisheit ( 1908 ): eine evolutionistische Ethik ? 270
      3. 9.2.3 Der neue Epikur und Die Philosophie der Jugend 288
    3. 9.3 Schlicks moralische und ethische Auffassungen in der Wiener-Kreis-Periode 290
      1. 9.3.1 Vom Sinn des Lebens ( 1927a ): Schlicks Menschenbild und Lebenseinstellung 290
      2. 9.3.2 Fragen der Ethik ( 1930 ): eine logisch-empiristische Ethik ? 297
      3. 9.3.3 Natur und Kultur ( postum 1952 ): Angewandte Ethik 322
    4. 9.4 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 327
  10. 10. Victor Kraft : Zwei-Komponenten-Kognitivismus und rationale Moralbegründung 332
    1. 10.1 Einleitung 332
    2. 10.2 Krafts moralische und ethische Auffassungen in der Wiener-Kreis-Periode 337
      1. 10.2.1 Moral als überindividuelle Perspektive : Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre ( 1937 ) 337
      2. 10.2.2 Normative inhaltliche Ethik : Rationale Moralbegründungen 356
    3. 10.3 Krafts moralische und ethische Auffassungen nach der Wiener-Kreis-Periode 371
      1. 10.3.1 Moralbegründung auf Grundlage der Kultur : Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre , 2. Auflage ( 1951 ) 371
      2. 10.3.2 Moralbegründung auf Grundlage natürlicher Ziele : Rationale Moralbegründung ( 1963 ) 374
      3. 10.3.3 Moralbegründung auf der Grundlage primärer Strebensziele : Die Grundlagen der Erkenntnis und der Moral ( 1968 ) 377
    4. 10.4 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 383
  11. 11. Herbert Feigl : Pragmatische Moralbegründung 387
    1. 11.1 Einleitung 387
    2. 11.2 Feigls Auffassung von Moral und Ethik 389
      1. 11.2.1 Inhalt und allgemeine Form der Moral 389
      2. 11.2.2 Moralbegründung 391
      3. 11.2.3 Feigls Auffassung von Ethik 399
    3. 11.3 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 401
  12. 12. Systematische Zusammenfassung und allgemeine Schlussbemerkungen 402
    1. 12.1 Mangelndes Interesse an Moral als Menschen und Bürgerinnen oder Bürger 402
    2. 12.2 Geteilte moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 403
    3. 12.3 Differenzierungen in den Moralkonzeptionen 404
      1. 12.3.1 Individuelles vs. gemeinsames Unternehmen 404
      2. 12.3.2 Sprachphilosophische , erkenntnistheoretische und ontologische Positionen 406
    4. 12.4 Differenzierungen in den Ethikkonzeptionen 409
    5. 12.5 Ausblick auf zukünftige Forschung 412
    6. 12.6 Allgemeine Schlussbemerkungen 413
  13. Literatur 417
  14. Abkürzungen 440
  15. Bildquellennachweis 440
  16. Personenregister 441
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