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Vierte Periode 5522—«40. 852
zeichnete sich durch Sanftmuth und Leutseligkeit aus. Im Jahre 4700
gebar sie einen Sohn, welcher Leopold Joseph genannt wurde;
aber auf die Freude derAeltcrn über diese Geburt folgte bald der Schmerz
über den Tod dieses Kindes, welches nur Ein Jahr lebte.
In den ersten Jahren ihrer Witweuschaft residirte Wi lhelmine Amalle
in Gchönbrunn', seit 1722 nahm sie aber ihren Sitz in einem von ihr bei
Wien gestifteten Nonnenkloster, und führte eine sehr strenge Lebensart. Nach
dem Tobe ihres Schwagers, Kaiser Carl's VI», gab sie sich die größte
Mühe, um ihren Schwiegersohn / dcn Churfürsten von Baicrn, zu gewin-
nen, und einem Kriege über die Oesterreichische Erbfolge zuvorzukommen.
Als Wien mit einer Belagerung bedroht wurde, zog sie sich nach Klosterneu-
burg zurück, und starb daselbst 1742.
Gegen den großen Eugen hegte Joseph die unbcgränzteste Achtung und ein
unbedingtes Vertrauen. Nur die Verwicklungen des Spanischen Erbfolge-
krieges hinderten den Kaiser, diesem Prinzen zum Lohne seiner Großthaten
und unsterblichen Verdienste die PolMische Krone zu verschaffen. Aus zart:
licher Sorge verweigerte Joseph in seiner letzten Krankheit dem Prinzen
den Zutritt, so sehr er ihn zu sprechen wünschte, weil er befürchtete, daß auch
Eugen von der verwüstenden Krankheit ergriffen werden könnte.
Zu den vorzüglichsten Anordnungen, welche Joseph I. während
der kurzen Zeit seiner Regierung in dem Innern seiner Staaten traf, ge-
hören die Errichtung der Wiener Stadtbank, die Stiftung eines Frag«
und Kundschaftsamtes in Wien, nud die Gründung einer allgemeinen
Accise-Ordnung für Böhmen.
Durch Verdienste erwarb unter diesem Kaiser ein Zweig des gräflichen Hause«
Lambeig den fürstlichen Rang (1707).
Was Joseph binnen einer kaum sechsjährigen, durch einen schweren Krieg
getrübten Regierung zur Aufnahme und zum Glänze der Monarchie gethan
und vorbereitet hat, läßt uns nur einen trüben Blick darauf weifen, was
er vollbracht haben würde, wenn ihm die Vorsehung eine längere Regenten«
Laufbahn zugemessen hätte.
Die schöne Eorinthische Denksäule, welche sich auf dem hohen
Markte in Wien befindet, ist dein Andenken dieses Kaisers gewidmet.
Leopold I, legte vermöge eincs Gelübdes, das er 1702 bei der Abreise Jo-
se pH's zur Belagerung von Landau gemacht hatte, den Grund dazu;
vollendet aber ward das angefangene Denkmahl erst während der Regierung
Carl's VI.
§. 61.
Carl Vl. (l7ll-l?40).
Während die Kaiserin Mutter, nach I 0 sep h's l. letztem Willen,
die Regierung verwaltete, und ihren jüngeren Sohn Carl als Regen-
ten von Oesterreich und als König von Ungarn und Böhmen ausrufen
ließ, ernannte Carl für Spanien eine Regentschaft, bestehend aus sei-
ner Gemahlin Elisabeth von Braunschweig - Lüneburg, aus
seinem Iugenderzieher, dem Fürsten Anton von Liechtenstein, und
dem tüchtigen Feldherrn Guido von Starhemberg, schiffte sich in
dem treuen, vielerprobten Barcelona ein (2?. September z.7il), lan-
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494