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Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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102 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant berücksichtigt. Die Folge waren oft deutlich verlängerte Anreisewege, die von den Be- troffenen als unzumutbar angesehen wurden. Margot Hamm illustriert die daraus ent- stehenden „negativen Folgen für die Bevölkerung“ anhand des Beispiels des Stubaitals. Die Reorganisierung der Landgerichte sorgte hier für anhaltende Diskussionen.198 Das Hofgericht Stubai wurde also – sehr zum Missfallen der Gerichtsgemeinden – im Zuge dieser Umstrukturierung dem Landgericht Innsbruck einverleibt.199 Der Richter des nun nicht mehr existenten Hofgerichtes, Joseph von Stolz, wurde ab Dezember 1806 zum exponierten Aktuar200 des Landgerichtes Innsbruck in Schön- berg.201 Diesen Weg ging man nicht nur im Stubai. Aufgrund schlechter Verkehrsver- hältnisse oder bei übergroßen Landgerichtssprengeln wurden solche exponierten Aktuare eingesetzt, so auch in Vils, Pfunds, Ampezzo, Buchenstein, Stenico und Sto- ro.202 Von Stolz übte dieses Amt jedoch nicht sehr lange aus. Bereits Anfang Januar 1807 reichte er sein Demissionsgesuch ein. Als Gründe für seine Entscheidung führte er gesundheitliche Gründe und die Größe seiner Landwirtschaft im von ihm betreu- ten Bezirk an, die eventuell Zweifel an seiner Unparteilichkeit wecken könnte.203 Na- heliegend ist jedoch auch die Vermutung Margot Hamms, er wäre mit dem Karrie- rerückschritt vom selbstständigen Hofrichter zum untergebenen Aktuar unzufrieden gewesen.204 Auf Seiten des Generallandeskommissariats zeigte man sich jedenfalls grationspolitik, 1996, S. 108; sowie: Fridolin Dörrer, Die bayerischen Verwaltungssprengel in Tirol 1806–1814, in: Tiroler Heimat 22 (1958), S. 83–132. 198 Vgl. Hamm, Bayerische Integrationspolitik, 1996, S. 144–146. 199 Vgl. K.B. Reg.-Bl. 1806, Nr. 50, 10. Dezember 1806, S. 451 f. 200 Ein Aktuar war Mitarbeiter des jeweiligen Landgerichtes und dem Richter untergeordnet. Er war wohl befugt, die üblicherweise in den ländlichen Regionen, in denen solche exponierten Aktuare eingesetzt wurden, anfallenden Angelegenheiten zu regeln. 201 Vgl. Anstellungsdekret für Joseph von Stolz, 3. Dezember 1806, TLMF-Bib., Zur Geschichte Tirols zur Zeit Napoleons I., FB 3704, Nr. 10; sowie: K.B. Reg.-Bl. 1806, Nr. 51, 17. Dezember 1806, S. 470; sowie: Bittschreiben der Stubaier Bezirksausschüsse an das Generallandeskommissariat für Tirol, 8. Januar 1807, TLA, GLK für Tirol, Karton Nr. 7, V/I/DI/1; sowie: Bittschreiben an den König von Bayern, 1. März 1807, TLA, GLK für Tirol, Karton Nr. 7, V/I/DI/1; sowie: Hamm, Bayerische Integrationspolitik, 1996, S. 146, Anm. 349. 202 Vgl. Dörrer, Verwaltungssprengel, 1958, S. 103. 203 Joseph von Stolz suchte bereits am 2. Januar 1807 um seine Entlassung an und nicht, wie Mar- got Hamm angibt, erst am 8. (Vgl. Hamm, Bayerische Integrationspolitik, 1996, S. 146, Anm. 349.) Sein Dienstaustrittsgesuch findet sich in den Akten des Generallandeskommissariats für Tirol: Dienstaustrittsgesuch von Stolz, 2. Januar 1807, TLA, GLK für Tirol, Karton Nr. 7, V/I/DI/1. 204 Diese Annahme Hamms wird bekräftigt dadurch, dass von Stolz bereits im Herbst 1810, nachdem wiederum ein Landgericht Stubai (dritter Klasse) mit Sitz in Schönberg eingerichtet worden war, wieder das Amt des Landrichters übernahm. (Vgl. K.B. Reg.-Bl. 1810, Nr. 53, 13. Oktober 1810, Sp. 913–931; sowie: K.B. Reg.-Bl. 1810, Nr. 56, 17. Oktober 1810, Sp. 1006; sowie: Hamm, Bay- erische Integrationspolitik, 1996, S. 146, Anm. 349.) Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Titel
Ein Bürger unter Bauern?
Untertitel
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Autor
Michael Span
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
470
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
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