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Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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108 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant die Michael Pfurtschellers.226 In ihrer Bittschrift an den König bemühen sich die Verfasser jedenfalls darum, ihr Ansinnen ins rechte Licht zu rücken. Hinter dem Ansuchen stünden „nicht etwa Bequemlichkeit der Gemeinden des Bezirks Stubay, nicht derselben Anhänglichkeit an der vorigen Einrichtung, auch nicht gefaßtes Vor- urtheil wider Neuerungen“.227 Jedenfalls standen die Stubaier mit ihren Beschwerden und Bitten nicht alleine da. Eine ganze Reihe von Gerichten zeigte sich mit der neuen Sprengeleinteilung unzufrieden. Wohl weniger aufgrund dieser Bittschreiben, als vielmehr aus pragmatischen Überlegungen – die vergrößerten Landgerichte wa- ren personell unterbesetzt und konnten das vermehrte Geschäftsaufkommen nicht zufriedenstellend bewältigen – wurde die Landgerichtseinteilung nach dem Ende des Aufstandes 1809 in zwei Schritten überarbeitet.228 Mit dem königlichen Reskript vom 31. August 1810 wurde schließlich für das Stubaital die Einrichtung eines Land- gerichtes dritter Klasse mit Sitz in Schönberg bestimmt.229 Als Richter wurde am 1. Oktober 1810 wiederum Joseph von Stolz230 eingesetzt,231 der bereits am 7. Mai 1810 abermals zum exponierten Aktuar des Landgerichtes Innsbruck in Schönberg ernannt worden war.232 Er blieb Landrichter für das Stubaital bis Ende Oktober 1812 und tauschte dann seine Dienststelle mit Quirin Schieder, bis dahin Stadtgerichtsas- sessor in Innsbruck.233 226 Vgl. Stellungnahme der Gemeinde Fulpmes an das LG Innsbruck, 18. Januar 1807, TLA, GLK für Tirol, Karton Nr. 7, V/I/DI/1. 227 Vorstellung der Stubaier Gemeinden an König Maximilian I. Joseph, 1. März 1807, TLA, GLK für Tirol, Karton Nr. 7, V/I/DI/1. 228 Vgl. Dörrer, Verwaltungssprengel, 1958, S. 114–120; sowie: Schennach, Revolte, 2009, S. 229. 229 Das königliche Reskript vom 31. August 1810 sah drei verschiedene Klassen von Landgerichten vor. Die Einstufung erfolgte in erster Linie aufgrund der Einwohnerzahlen der betreffenden Gerichte, es sollten jedoch auch „der Umfang des Bezirkes, die Wohlhabenheit der Einwohner und andere auf die Menge und Wichtigkeit der Geschäfte einfließende Umstände beachtet werden“. Die dritte Klasse war für Landgerichte mit weniger als 7000 Einwohnern vorgesehen. Die Zugehörigkeit zu einer Klasse hatte vor allem Auswirkungen auf die personelle Ausstattung eines Landgerichtes. Ein Landgericht dritter Klasse beschäftigte neben dem Landrichter noch einen Gerichtsschreiber. (Vgl. K.B. Reg.-Bl. 1810, Nr. 53, 13. Oktober 1810, Sp. 913–931, hier: Sp. 914, 915 u. 921.) 230 Hier ist es in der königlichen Bekanntmachung zu einer Verwechslung hinsichtlich des Vornamens von Stolz’ gekommen. Es ist von Michael von Stolz die Rede. (K.B. Reg.-Bl. 1810, Nr. 56, 17. Ok- tober 1810, Sp. 1006.) Michael war jedoch lediglich der zweite Vorname des Joseph von Stolz. (Vgl. Granichstaedten-Czerva, Die bayerischen Landrichter, 1962, S. 284.) 231 Vgl. K.B. Reg.-Bl. 1810, Nr. 56, 17. Oktober 1810, Sp. 1006. – Als Amtsschreiber wurde ihm Jo- hann Mayerhofer aus Innsbruck zur Seite gestellt, als Gerichtsdiener wurde Joseph Peer aus Landau angestellt, als Gerichtsdienerknecht Thomas Zingerle aus Völs. (Vgl. Qualifikationstabelle LG Stu- bai, 20. Januar 1811, TLA, Generalkommissariat des Innkreises, Karton Nr. 14, 3/I/F-I/2a (1. Teil).) 232 Vgl. K.B. Reg.-Bl. 1810, Nr. 24, 23. Mai 1810, Sp. 422. 233 Vgl. K.B. Reg.-Bl. 1812, Nr. 63, 14. November 1812, Sp. 1907. – Quirin Schieder übernahm das Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Titel
Ein Bürger unter Bauern?
Untertitel
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Autor
Michael Span
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
470
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
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