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Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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110 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant „Wiener Bankozettel“.236 „Die Nothwendigkeit, das bisher kursierende Papiergeld aus dem Lande zu schaffen und nur baares Geld in Umlauf zu bringen, ist allge- mein anerkannt“, heißt es im Königlich-Bayerischen Regierungsblatt vom 16. Juli 1806. Da dies jedoch nicht so ohne Weiteres auf der Stelle zu vollziehen sei, soll- ten vorerst die Bankozettel im Umlauf bleiben, jedoch mit drastisch herabgesetz- tem Wert. Dieser wurde auf zwei Prozent unter dem wöchentlich zu berechnenden Augsburger Wechselkurs festgesetzt.237 De facto bedeutete dies einen Wertverlust von beinahe 50 Prozent.238 Diese Verordnung zeigte Wirkung, war jedoch nur als vorübergehende Regelung gedacht. Mit 1. Oktober 1807 sollte ausländisches Geld überhaupt außer Kurs gesetzt werden. Tatsächlich jedoch war bereits Mitte August 1806 „der größte Teil der Banco-Zettel aus dem Verkehr verschwunden“, so Hel- mut Gritsch.239 Für die Bevölkerung brachte die Währungsreform Vorteile und Nachteile, wobei Letztere überwogen. Nutznießer waren vor allem Gläubiger und Konsumenten. Die Le- bensmittelpreise sanken, Schulden, die seit 1797 aufgenommen worden waren, muss- ten nun in neuer, harter Münze zurückgezahlt werden. Die bayerische Regierung hatte nämlich „darauf vergessen“, auch die in Papiergeld aufgenommenen Schulden abzuwer- ten. Dementsprechend hatte die Währungsreform für Schuldner und Nahrungsmittel- produzenten, viele Bauern waren als Kreditnehmer gleich zweifach betroffen, negative Auswirkungen.240 Josef Hirn zitiert in seinem 1809-Werk einen Bericht des General- 236 Gottlieb Hufeland, Professor der Rechte an der Universität Landshut, erklärt in der Einleitung für sein am 31. März 1807 erstelltes „Rechtliches Gutachten über die Entscheidung der durch die He- rabwürdigung der Bankozettel in Tirol entstandenen Rechtsstreitigkeiten“ prägnant und treffend, wie sich die Bankozettel zum Problem entwickelt hatten. Trotz des offensichtlichen Wertverlustes des Papiergeldes gegenüber dem Münzgeld habe man am Nennwert der Banknoten festgehalten und die Verpflichtung auferlegt, selbige zu ihrem Nennwert auch anzunehmen. Dem wurde auch Folge geleistet, nur wurden eben die Preise drastisch erhöht. (Vgl. Gottlieb Hufeland, Rechtliches Gut- achten über die Entscheidung der durch die Herabwürdigung der Bankozettel in Tirol entstandenen Rechtsstreitigkeiten, Landshut 1807.) 237 Vgl. K.B. Reg.-Bl. 1806, Nr. 29, 16. Juli 1806, S. 235 f. – Vgl. auch: Helmut Gritsch, Die Aus- wirkungen finanzpolitischer Regierungsmaßnahmen in Tirol auf das Verhältnis führender Stände- vertreter zu Bayern, in: Die Alpenländer zur Zeit Napoleons. Protokoll des 4. Historikerstages der ARGE-ALP in Hall in Tirol, 3.–5. Oktober 1984 (Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs 5), Innsbruck 1985, S. 122–135, hier: S. 129 f.) 238 Nach der Kurstabelle vom 1. Juli 1806 erhielt man für einen Gulden Wiener Bankozettel nur noch 32 ½ Kreuzer Tiroler beziehungsweise 31 Kreuzer Wiener Währung. (Vgl. Gritsch, Auswirkungen finanzpolitischer Regierungsmaßnahmen, 1985, S. 129.) 239 Vgl. ebd., S. 129 f. – Andreas Oberhofer weist allerdings darauf hin, dass auch im Jahr 1809 offenbar noch „genügend“ österreichische Banknoten im Umlauf waren. (Vgl. Oberhofer, „Andere“ Hofer, 2009, S. 271.) Ob diese jedoch auch als Zahlungsmittel akzeptiert wurden, sei fraglich. 240 Vgl. Gritsch, Auswirkungen finanzpolitischer Regierungsmaßnahmen, 1985, S. 130. Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Titel
Ein Bürger unter Bauern?
Untertitel
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Autor
Michael Span
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
470
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
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