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Geschichte
Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.3. 1809 161 Woher Michael Pfurtscheller die Information hatte, dass Jelačić die feindlichen Truppen im Osten bedrohte, lässt sich nur mutmaßen. In seinem Nachlass finden sich diesbezüglich keinerlei Hinweise, wohl aber in der bereits mehrfach erwähnten Sammlung von Quellen zum Werk Joseph Rapps. Hier findet sich ein Schreiben des Stadtmagistrats Hall an die Gemeindevorstehungen von Rinn und Tulfes – also die Region, in der die Stubaier Landstürmer postiert waren – vom 15. Mai 1809. Es berichtet von der vermeintlich erfreulichen Situation im Unterinntal und ersucht die Adressaten, diese Nachricht den in ihren Gemeinden postierten Landsturmkontin- genten mitzuteilen.470 Die Hoffnungen Pfurtschellers auf breite Unterstützung durch das reguläre kaiserliche Militär erfüllten sich jedoch nicht. Jelačić war mit seinen Truppen nicht nach St. Johann in Tirol, sondern nach St. Johann im Pongau, zirka 60 Kilometer weiter östlich, vorgerückt.471 Der ins Wipptal zurückgezogene Chaste- ler hatte auch nicht genügend Truppen, um zu Hilfe kommen zu können. Wiederum war es von Stolz, der Pfurtscheller davon in Kenntnis setzte. „Ich […] muß Ihnen hiermit die leidige Nachricht geben, daß von hier [Steinach] aus kein Militär Sukurs abgegeben werden wollen“,472 so von Stolz. Viele Landstürmer waren erzürnt über die geringe Unterstützung durch reguläre österreichische Truppen und betrachteten Chasteler als Alleinverantwortlichen für die Niederlage bei Wörgl. Auf seinem Rückzug nach Innsbruck war Chasteler unter- wegs teilweise sogar handgreiflichen Anfeindungen durch Tiroler ausgesetzt.473 Auch MP, III, Bund 2, Nr. 1. – Auch Anton Knoflach berichtet in seinem Tagebuch von der kurzen Freude über die Nachricht, die gegnerischen Truppen wären derart in Bedrängnis, dass ihnen nur der Rück- zug über das Achental nach Bayern übrigbliebe. Gedruckte Proklamationen, die dies behaupteten, seien im Umlauf gewesen. Wie im Stubaital seien jedoch auch in Innsbruck „kaum eine Stunde“ später die Nachrichten revidiert worden: „[…] der Feind, hieß es, nähere sich schon Hall; in einigen Stunden könne er hier sein. Man sah nur verstörte Gesichter; Weiber heulten; solche Scenen sind unbeschreiblich.“ (Schumacher, Knoflach’s Tagebuch, 1909, S. 10 f.) 470 Vgl. Unterlagen zu J. Rapp Tyrol 1809, TLMF-Bib., FB 1649, Periode II, Nr. 44. – Auf der Rück- seite des Schreibens findet sich der Vermerk „Schreiben des Stadt-Magistrat Hall vom 15 Maj 1809“. Dieser Vermerk dürfte einem Vergleich der Handschrift zufolge von Michael Pfurtscheller stammen. Er kannte also dieses Schreiben. 471 Josef Hirn erklärt dieses Missverständnis in seinem Werk ausführlich und betont die weite Verbrei- tung dieser Fehlinformation unter den Landsturmaufgeboten. (Vgl. J. Hirn, Tirols Erhebung, 1909, S. 407.) 472 Joseph von Stolz an Michael Pfurtscheller, 16. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 29. 473 Vgl. Rapp, Tirol 1809, 1852, S. 252–256; sowie: J. Hirn, Tirols Erhebung, 1909, S. 405 f. – Erst in jüngeren militärhistorischen Untersuchungen wird die Niederlage bei Wörgl nicht mehr aus- schließlich auf das Versagen Chastelers zurückgeführt. Der für Chastelers Truppen ungünstige Ort des Zusammentreffens mit denen Lefebvres ist weniger Chastelers Unfähigkeit als vielmehr dem Zeitdruck zuzuschreiben unter dem er stand. Zudem war seine Unterstützung durch Landsturmauf-
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Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Titel
Ein Bürger unter Bauern?
Untertitel
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Autor
Michael Span
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
470
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
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