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344 5. Familie Pfurtscheller
Dülmen.139 Es wird schnell ersichtlich, dass Verallgemeinerungen hinsichtlich der
Vaterfigur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht zulässig sind.140 Sich diesen
Vätern anzunähern ist also wohl nur über den Weg der Einzelfallanalyse möglich,
wobei sich jedoch meist sehr schnell der eingangs angesprochene „unüberbrückbare
Quellenmangel“ bemerkbar macht.
Auch für das Verhältnis zwischen Michael Pfurtscheller und seinen Kindern finden
sich nahezu keine zeitgenössischen Hinweise. Die früheste Quelle, die Informatio-
nen über den Vater Michael Pfurtscheller enthält, stammt aus dem Jahr 1826 und
betrifft den unter seinem zweiten Vornamen bekannten, ältesten Sohn Andreas Alois
Pfurtscheller141. In einem Brief an den pensionierten Beamten und Landschaftsmaler
Franz Karl Zoller142 bittet Michael Pfurtscheller diesen, ihm einen neuen Zeichenleh-
rer für seinen Sohn Alois zu empfehlen:
„Mein Studierender Sohn Alois hat bej dem nun seel. [verstorbenen] jungen Herrn De-
nifle143 in Zeichnen Lektionen genommen, seit dessen Todt hat er aber ausgesetzet; haben
Sie die güte ihm zu Rathen an welchen Zeichnungslehrer er sich kinftig halten solle?“144
139 Van Dülmen, Kultur und Alltag 1, 1999, S. 106 f.
140 Vgl. dazu auch: Van Dülmen, Kultur und Alltag 1, 1999, S. 105.
141 Andreas Alois Pfurtscheller (1807–1854) „bildete sich auf der Akademie in München zum Land-
schaftsmaler aus, verweilte eine Zeit lang in Augsburg und Nürnberg und starb 1855 in Mühlau. Er
war der Liebling seines Vaters, soll Begeisterung für seine Kunst und trat auch als Dichter auf“, so
Adolf Hueber. Tatsächlich starb Alois Pfurtscheller als unverheirateter Künstler bereits am 20. Juli
1854 in Mühlau. Die Angabe Granichstaedten-Czervas, wonach der 22. Juli 1854 der Sterbetag
war, ist unrichtig. (Vgl. Taufbuch Fulpmes I u. II, TLA, Mikrofilm Nr. 0660, Abschn. 3 u. 4.; so-
wie: Hueber, Michael Pfurtscheller, 1891, S. 7; sowie: Granichstaedten-Czerva, Familiengeschichte,
1954, S. 114 f.; sowie: Sterbebuch Mühlau I, TLA, Mikrofilm Nr. 1239, Abschn. 4.) Der Eintrag im
Matrikelbuch der Akademie der bildenden Künste in München datiert vom 3. April 1832, Austritts-
datum wird keines angegeben. (Vgl. Alois Pfurtscheller, Nr. 1851, Matrikelbuch 1 (1809–1841),
Akademie der Bildenden Künste München [http://matrikel.adbk.de/05ordner/mb_1809-1841/
jahr_1832/matrikel-01851], eingesehen am 3. Mai 2013.)
142 Franz Karl Zoller (1748–1829), Landschaftsmaler, Kupferstecher, pensionierter Hofbauamtsadjunkt
in Innsbruck und Sohn des Malers Anton Zoller, holte in den Jahren 1825/26 Informationen über
die Kunstgeschichte der Stubaier Kirchenbauten ein. Unter anderem wandte er sich deshalb an
Michael Pfurtscheller. In der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum sind drei Briefe
Pfurtschellers an ihn erhalten. (Vgl. Wurzbach, Lexikon, Bd. 60, 1891, S. 249 f.; sowie: TLMF-Bib.,
Briefe an Franz Karl Zoller, FB 2037, Nr. 150–153.)
143 Leopold Denifle (gest. 1826) war der Sohn des Malers Johann Peter Denifle und war als Zeichenleh-
rer in Innsbruck tätig. (Vgl. Heinrich Fuchs, Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts, Bd.
1, Wien 1972, S. 65; sowie: Intelligenzblatt zum k.k. priv. Bothen von und für Tirol und Vorarlberg, 9.
Oktober 1826, Nr. 81, S. 766.)
144 Michael Pfurtscheller an Franz Karl Zoller, 20. Dezember 1826, TLMF-Bib., Briefe an Franz Karl
Zoller, FB 2037, Nr. 152. – Ob es sich dabei – wie es aus der Formulierung Michael Pfurtschel-
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435