Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Seite - 406 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 406 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850

Bild der Seite - 406 -

Bild der Seite - 406 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850

Text der Seite - 406 -

406 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft Michael Pfurtscheller profitierte also in gewisser Hinsicht als Verleger von der all- gemeinen wirtschaftlichen Krisenlage des frühen 19. Jahrhunderts, die auf der ande- ren Seite auch ihn im Absatz seiner Handelswaren behinderte. Erstens war die Krise eine Grundvoraussetzung für die Verbreiterung und Vertiefung seines Verlagssystems in Fulpmes durch die beschriebene zunehmende Abhängigkeit vieler Produzenten. Zweitens verhalfen ihm die bereits erwähnten Konkurse, Zwangsversteigerungen und Notverkäufe – wobei Pfurtscheller zumeist als Hauptgläubiger auftrat – dieser Zeit dazu, seinen Realitätenbesitz – landwirtschaftliche Gründe, Wohnbehausungen und Schmiedewerkstätten – in einem Maß ausbauen zu können, wie es ihm sonst wohl nicht möglich gewesen wäre.167 Betrug der Wert der in den Verlassenschaftsabhand- lungen seines Vaters Matthäus Pfurtscheller und seines Stiefbruders Franz Volderauer an ihn übergegangenen Realitäten rund 10.000 Gulden,168 waren 1844, zum Zeit- punkt der Vermögensübergabe Michael Pfurtschellers an seine Söhne Johann und Franz, Immobilien im Wert von über 42.000 Gulden vorhanden.169 Davon lassen sich Realitäten im Wert von über 21.000 Gulden direkt auf Zugewinne aus Zwangs- versteigerungen oder Käufe von hoch verschuldeten Fulpmern zurückführen – dar- unter waren beispielsweise auch zwei Hammerschmieden170 sowie das „Kraner-“171 und das „Kamplerhaus“172, zwei heute noch das Dorfbild von Fulpmes prägende Gebäude. Dass diese Entwicklungen von einigen Zeitgenossen Pfurtschellers bereits kritisch beobachtet wurden, hielt Andreas Alois Dipauli als erster fest. Die von ihm aufgeschrie- Blasius Pfurtscheller und der zweite Verleger im Tal, Leitgeb, würden das gesamte erhältliche Hirsch- horn – ein Werkstoff, den die Messerschmiede zur Fertigung der Schäfte ihrer Messer benötigten – aufkaufen und ihnen dann zu Wucherpreisen weiterverkaufen. (Vgl. [Landesgubernium] an Hof- gericht Stubai, 16. Dezember 1766, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 28, 17./18. Jahrhundert, Abt. „Gewerbe, Schmiede, Müller, Sanität“.) 167 Eine darauf abzielende Intention Pfurtschellers zu unterstellen wäre jedoch Spekulation. Schließlich war der Kauf von Realitäten im Zuge von Konkursversteigerungen für ihn auch eine Möglichkeit, einem völligen Kreditausfall entgegenzuwirken. 168 Vgl. Verlassenschaftsabhandlung Matthäus Pfurtscheller, 5. Dezember 1799, TLA, VB Stubai, 34/230, Bl. 355–365; sowie: Verlassenschaftsabhandlung Franz Volderauer, 18./19. August 1812, TLA, VB Stubai, 34/245, Registerteil 2, Bl. 108–145. 169 Vgl. Vermögensübergabe Michael Pfurtscheller – Johann und Franz Pfurtscheller, 30./31. Oktober 1844, TLA, VB Stubai, 34/318, Bl. 692–712, hier: Bl. 704 v. 170 Vgl. Konkursmasseversteigerung Jakob Markt, 18. Mai 1815, TLA, VB Stubai, 34/249, Bl. 174–177; sowie: Konkursmasseversteigerung Georg Holzmeister, 28. März 1834, TLA, VB Stubai, 34/298, Bl. 229–233. 171 Vgl. Konkursmasseversteigerung Ehepaar Kapferer, 4. Juli 1814, TLA, VB Stubai, 34/247, Bl. 188– 190. 172 Vgl. Konkursmasseversteigerung Johann Siller, 4. Juni 1831, TLA, VB Stubai, 34/290, Bl. 255. Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
zurück zum  Buch Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850"
Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Titel
Ein Bürger unter Bauern?
Untertitel
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Autor
Michael Span
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
470
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ein Bürger unter Bauern?