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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 29 Sackgasse führen, weil sie das gegenwärtige Objekt der Kritik nicht adäquat erfassen« (Hardt/Negri 2000 : 150) ; vielmehr wäre die Forschung zu sehr auf die Bekämpfung vergangener Herrschaftsformen bedacht und berücksichtige nicht, dass möglicherweise die herrschenden Mächte – die ja das Ziel der Kritik sind – sich bereits so weit verändert haben, dass sie jede postmoderne Infragestellung mühelos zu entkräften vermögen. Eine kritische Stimme kommt auch von Gábor Gángó (2007), der in seiner Rezension des von Hárs, Müller­ Funk, Reber und Ruthner edierten Bandes Zentren, Peripherien und kollektive Identitäten in Österreich-Ungarn darauf hin­ weist, dass die Kolonialismusforschung als Methode mit ihrem Ansatz, ideolo­ gie­ und subjektkritische Dekonstruktionen vorzunehmen, im österreichischen Diskursbereich Gefahr läuft, trotz aller ideologiekritischen Ansprüche die zu dekonstruierende Struktur festzuschreiben.7 Unter Einbeziehung der hier vorgebrachten Bedenken und Einschränkun­ gen ist eine verstärkte kritische Auseinandersetzung mit diesen Ansätzen im Allgemeinen und mit ihrer Anwendung auf habsburgische Bezüge im Beson­ deren angebracht. Forschungspragmatisch ist Ruthner zuzustimmen, dass sich »Kakanien« bzw. die aus dem hier dargestellten Konzept folgernde Sicht der Monarchie als »K.u.k. (post­ )kolonial« (Ruthner 2002a : 93 bzw. Müller­ Funk 2002 : 18) als heuristische Figur anbietet. Als solche ist sie nicht nur imstande, den einengenden Begriff der Nationalkultur zu überwinden, sondern vermag auch den Blick auf die vielfachen kulturellen Prägungen und Bündelungen, das Widerspiel von Identitätskonstruktionen, die kulturellen Zirkulations­ und Austauschbedingungen und auf jene Prozesse, die die Dynamik und Veränder­ barkeit kultureller Konstellationen im habsburgischen Gefüge bedingen, zu öff­ nen und die ihnen inhärenten und sie bedingenden Machtgefüge freizulegen. In welcher Weise sind nun postkoloniale Forschungsansätze für den Kontext der Übersetzung fruchtbar zu machen ? Im Folgenden wird vor dem Hinter­ grund der kritischen Auseinandersetzung mit postkolonialen Denkfiguren von der These ausgegangen, dass das Phänomen der Übersetzung, das in den ver­ schiedenen Formen seiner Manifestation die oben genannten kulturellen Kons­ tellationen bedingt, in hohem Maß zur Konstruktion von Kulturen beiträgt. Zur näheren Bestimmung dieser Annahme wird zunächst das für diese Überlegun­ 7 Auch Maria Tymoczko plädiert für eine verstärkte Anwendung postkolonialer Ansätze : »I believe that the field of translation studies […] is best served by setting issues of power in their specific spatio­ temporal contexts, paying attention to differences as well as similarties« (Tymoczko 2000 : 32f.). Sie geht jedoch auf verschiedene Probleme, die ein solches Vorgehen implizieren, nicht ein.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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