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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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36 K.(u.)k. »going postcolonial« sagt, »bestimmten Äquivalenzforderungen normativer Art genügt« (ibid.: 200). Äquivalenz soll dabei keine absolute Forderung sein, es gibt sie nur im Zu­ sammenhang mit einer Übersetzungsbeziehung. Problematisch ist der Begriff vor allem deshalb, weil im Deutschen Äquivalenz nur die eineindeutige Zuord­ nung meint, sodass der Begriff außerhalb der maschinellen Übersetzung fast wie selbstverständlich mit »Gleichwertigkeit« identifiziert wurde.10 Koller hält auch weiterhin an seinem Äquivalenzkonzept fest, erweitert es jedoch später um die Berücksichtigung »kultureller Merkmale und Elemente in Texten«, die im Rahmen der »empfängerseitigen kommunikativ­ kulturellen Bedingungen« diskutiert werden. Von seinem Grundgedanken, dass eine »originale Textpro­ duktion« – und als solche bezeichnet er etwa Translate im vermeerschen Sinn – keine Übersetzung sei, lässt er jedoch nicht ab (Koller 2002 : 115ff.). Im Zuge der weiteren Ausarbeitung seiner »Skopostheorie« postuliert Hans J. Vermeer, im Anschluss an die diesbezüglich noch nicht explizit ausgeführten Überlegungen in der Grundlegung einer allgemeinen Translationstheorie (Reiß/ Vermeer 1984), die Sicht von Übersetzen als »kulturellen Transfer«. Er geht davon aus, dass Translation »eine komplexe Handlung [ist], in der jemand un­ ter neuen funktionalen und kulturellen und sprachlichen Bedingungen in einer neuen Situation über einen Text […] berichtet […]« (Vermeer 1986 : 33) und kommt zu dem Schluss, dass aufgrund der Qualität des Translats als Element der Zielkultur »eine Translation […] immer auch ein transkultureller Trans­ fer [ist], die möglichste Lösung eines Phänomens aus seinen alten kulturellen Verknüpfungen und seine Einpflanzung in zielkulturelle Verknüpfungen« (ibid.: 34). Vermeer war einer der ersten Translationswissenschaftler, der mit Nach­ druck eine Anbindung des Translationsprozesses an kulturelle Bedingtheiten forderte und auch in seine Theorie einschloss. Wie Prunč richtig argumentiert, war es nur eine Frage der Zeit, bis das funktionaltheoretische Handlungskon­ zept von Reiß und Vermeer in logischer Folge auch einen »Handlungsrahmen der Kulturen« in den Blick nahm (Prunč 2001 : 175). Trotz des bedeutenden Beitrags, den Vermeer (bzw. Reiß) mit diesem Postulat für die Erschließung des Übersetzungsprozesses leistet, ist der Kulturbegriff, von dem hier ausge­ gangen wird, einer kritischen Prüfung zu unterziehen, nicht zuletzt, da Vermeer weiterhin als wichtigster Initiator der »kulturellen Orientierung« gilt (Dizdar 1998 : 107). Ausgehend von dem oben diskutierten Kulturkonzept, das Kultur – kurz gefasst – als prozesshaftes Phänomen von Bedeutungszuschreibungen 10 Wie Mary Snell­ Hornby festhält, sind auch dt. Äquivalenz und engl. equivalence nicht »äquiva­ lent« (Snell­ Hornby 1986 : 14).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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