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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Der »cultural turn« und seine Folgen 39 Mechanismen aufzudecken steht im Zentrum von Lefeveres Bemühungen, was sich auch im programmatischen Titel seiner Monografie Translation, Rewri- ting, and the Manipulation of Literary Fame (Lefevere 1992) niederschlägt. Un­ ter »rewriting« versteht Lefevere im Detail alle Formen des »Neu­ Schreibens«, die in der einen oder anderen Form ein Original »manipulieren« : Dazu zählt in erster Linie die Übersetzung, aber auch Literaturgeschichte, Literaturkritik, Anthologien, kritische Ausgaben, Historiografie u.v.m. Die für den vorliegenden Kontext besonders interessierende Frage der Rolle der sozialen Implikationen kommt vor allem im »patronage system« zum Tra­ gen : Dies ist das Zusammenspiel jener Individuen, Kollektive oder Institutio­ nen, die den Produktionsprozess des »rewriting« steuern. Ein Blick auf diese Steuerungselemente lässt einmal mehr die Bedeutung der Vorarbeiten erken­ nen, die Lefevere auf dem Gebiet der Übersetzungssoziologie geleistet hat, ohne sie noch in ein ausgereiftes Modell zu fassen :12 Allen voran nennt er die ideo­ logische Komponente, die sowohl die Selektionskriterien von Kulturprodukten als auch ihre Repräsentation in ihrem Einflussbereich hält. Der Ideologiebegriff, den er seinen Überlegungen zugrunde legt, ist eher allgemein gehalten : »[…] the conceptual grid that consists of opionions and attitudes deemed acceptable in a certain society at a certain time, and through which readers and translators approach texts« (Lefevere 1998 : 48).13 Diese handlungsbezogene Ausrichtung des Begriffs fokussiert auf die gesellschaftliche Verflechtung von Ideologie und wird von Lefevere in der Folge dahingehend erweitert, als er sie in direkte Ver­ bindung mit Pierre Bourdieus Konzept des kulturellen Kapitals bringt : Über­ setzung diene laut Lefevere unter anderem dazu, kulturelles Kapital zu erhalten und zu vergrößern. Auch die beiden anderen von Lefevere angeführten Steuerungselemente in der Translationsproduktion, die ökonomische Komponente und der Status der »patrons« und »rewriters« in der Gesellschaft, sind in den Konzepten der bour­ dieuschen Feldtheorie zu identifizieren : Zum einen ist dies das ökonomische Kapital, das als Bezahlung an »rewriter«, also auch ÜbersetzerInnen, einen ent­ scheidenden Einfluss auf die Entstehung von Translaten hat, zum anderen ist es das soziale Kapital, das laut Bourdieu im Zusammenwirken mit dem Habitus der jeweiligen AkteurInnen für die Positionierung der »patrons« und »rewriters« 12 Lefevere starb 1996. 13 Vgl. zur Diskussion neuerer Ideologie­ Definitionen aus dem internationalen Diskurs : Ertler (1998). Der Autor nimmt in dieser Arbeit verschiedene Rahmungen vor, um die vielfältigen Kon­ turen des Begriffs und seiner Träger systematisch rekonstruieren zu können.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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