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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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76 Das habsburgische Babylon Tschechisch auch in den deutschen Landesteilen Böhmens als »landesübliche Sprache« anerkannt. Die Stremayrschen Sprachenverordnungen hatten jedoch die Frage des in­ neren Amtsverkehrs nicht gelöst, und die innere Dienstsprache war weiterhin Deutsch. Das sollte sich mit den Badenischen Sprachenverordnungen (1897) ändern, die jene Stremayrs außer Kraft setzten. Die Verordnungen von Minister­ präsident Badeni sollten die deutsch­ tschechischen Gegensätze befrieden, führ­ ten jedoch zu einer der schwersten Staatskrisen der Monarchie. Mit § 7 wurde festgelegt, dass die tschechische Sprache als Sprache des inneren Dienstes fortan »im ganzen Umfange« der Länder Böhmen und Mähren gleichberechtigt ne­ ben die deutsche gestellt werde. Daran entzündeten sich die heftigsten Angriffe (nicht nur) der deutschen Böhmen gegen die Regierung. Verschärft wurden sie durch die Verordnung, jeder Beamte, der nach dem 1. Juli 1901 angestellt werde, müsse die Kenntnis beider Landessprachen in Wort und Schrift bei der für den betreffenden Dienstzweig vorgeschriebenen praktischen Prüfungen nachweisen. Nach wochenlangen Protesten in Gemeinden und Bezirken, Massendemonstra­ tionen und Zeitungsquerelen und schließlich einer Obstruktion des Parlaments durch die Deutschen wurde das Parlament geschlossen, Badeni musste in der Folge zurücktreten (Hugelmann 1934 : 177ff., vgl. auch Sutter 1960). Der Nachfolger Badenis Paul Gautsch (1898) nahm die Verordnung Bade­ nis im Punkt der inneren Amtssprache insofern zurück, als er bestimmte, dass die Amtssprache der Behörden jene Landessprache zu sein habe, zu der sich die Bevölkerung des jeweiligen Amtsbezirks nach dem Ergebnis der jeweiligen Volkszählung als Umgangssprache bekennt ; die sprachliche Qualifikation der Beamten hingegen wurde dahingehend geregelt, dass die Besetzung der einzel­ nen Dienststellen lediglich nach Maßgabe des tatsächlichen Bedarfs erfolgen und diese Qualifikation auch schon in der Ausschreibung berücksichtigt werden sollte (Hugelmann 1934 : 191ff.). Nach langen Auseinandersetzungen wurde Graf Clary vom Kaiser mit dem Auftrag zum Ministerpräsidenten ernannt, die strittigen Badenischen Verordnungen aufzuheben und punkto Sprachenverord­ nungen den Status quo vor Badenis Zeit wieder herzustellen (1899). Damit hatten die Deutschen den Sieg davon getragen, die Tschechen fühlten sich ein­ mal mehr benachteiligt, zumal – im Vergleich – in Galizien seit 1869 Polnisch als innere Dienstsprache anerkannt war und 1909 in Dalmatien Serbokroatisch als ausschließliche Sprache des inneren Amtsverkehrs eingeführt werden sollte. Bis zum Ende der Monarchie sollte sich der Zustand des Sprachenrechts nicht mehr grundlegend ändern. Zahlreiche Vermittlungs­ und Schlichtungsversuche im Reichsrat blieben erfolglos. Vielleicht hätte der 1913 vom Landesschulrat
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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