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138 Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie
Beruf 1864–1870 1871–1880 1881–1890 1891–1900 1901–1910 1911–1918
Advokat 57 265 424 677 795 590
allg. Beamter 45 173 234 254 208 190
Gymnasiallehrer 11 40 44 89 89 61
Konsul 0 3 19 57 36 9
Notar 5 33 36 28 40 37
Privatgelehrter 9 29 42 14 0 0
Rechtskonsulent 0 15 38 59 53 18
Redakteur 1 27 38 34 6 0
Richter 10 41 79 60 27 9
keine Nennung 24 134 233 244 466 490
sonstige 12 65 49 57 62 37
Tabelle 9
Berufe der beeideten Dolmetscher im Zeitverlauf
Grafik 2 zeigt, dass sich erwartungsgemäß nur die Rechtsanwälte und die Be
amten von den übrigen Berufen abheben ; auffallend ist der um die Jahrhundert
wende sprunghaft einsetzende Anstieg fehlender Nennungen von Berufen, der
auf die allgemeine Zunahme an beeideten Dolmetschern in dieser Zeit (siehe
Tabelle 7 und 8) und den offensichtlich in dieser Zeit entstandenen Usus, die
Berufe nicht mehr zu erwähnen, zurückzuführen sein dürfte. Die kontinuierlich
ansteigende Zahl an Rechtsanwälten, die als Gerichtsdolmetscher tätig sind,
könnte als Indiz für die Professionalisierung des Berufs zumindest die fach
lichen Qualifikationen betreffend gedeutet werden. Eine Diversifizierung der
Berufe ist im Jahresverlauf nicht festzustellen.
Die gerichtlich beeideten Dolmetscher waren in Wien seit 1865 in der »Ers
ten vereinigten Dolmetsch Kanzlei für sämmtliche Sprachen der österreichi
schen Monarchie« mit Sitz in der Augustinerstraße 12, von 1881–1884 in der
Spiegelgasse 21, organisiert.131 1885 wurde die Institution durch die von der
niederösterreichischen Statthalterei konzessionierten »Gerichts Dolmetsch
kanzlei für die französische und italienische Sprache und Vermittlungsanstalt
zur Versorgung authentischer und einfacher Uebersetzungen aus allen ande
ren Sprachen«132 ersetzt. Von diesem Jahr an befindet sich der Sitz der Kanzlei
131 Zu diesen und einigen der nachfolgenden Informationen habe ich von Ernst Bernardini erste
Hinweise erhalten, für die ich ihm zu herzlichem Dank verpflichtet bin.
132 Auch die Statthalterei von Zagreb verfügte über einen Dolmetscher bzw. Übersetzungsdienst
beeideter Dolmetscher ; vgl. Ep[stei]n (1867 : 17).
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437