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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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160 Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie und Literat. Die beiden einzigen Kandidaten mit nachgewiesener translato­ rischer Berufserfahrung waren Justus Eisner, »Gerichtsdolmetscher in Wien« für Italienisch, und Stanislaus Nowínski, »Dolmetscher in der Redaktion der Gazeta Lwowska« in Lemberg für Polnisch ; etwa die Hälfte der Bewerber für Ruthenisch bzw. Polnisch gaben an, auch polnische bzw. ruthenische Über­ setzungen anfertigen zu können. Für einen Großteil der Kandidaten liegen Empfehlungsschreiben von amtlicher Seite vor. Aus den Gesuchen gehen die Qualifikationen der Bewerber mehr oder weniger klar hervor : Ihre sprachliche Kompetenz erwarben sie entweder im Selbststudium oder, in wenigen Fällen, in der Schule bzw. »praktisch durch den Gebrauch im Leben« und im Beruf, also sowohl durch »habitualisiertes« als auch »institutionalisiertes Übersetzen«. Die translatorischen Fähigkeiten beruhten auf einschlägiger Praxis als remunerier­ ter Redakteur für das Reichsgesetzblatt oder im Rahmen der Anfertigung von Gesetzesübersetzungen als Aushilfe. Zu den Prüfungen waren insgesamt nur neun Kandidaten erschienen, die Prüfungskommission bestand aus »Ministeri­ albeamten mit ausgezeichneten Sprachkenntnissen und Übersetzererfahrung«. Die Wahl für den definitiven Redakteursdienst fiel schließlich auf Vincenz Bar­ telme­ Schrott, vormals Bezirkskommissär, für Italienisch, Stanislaus Nowínski für Polnisch und Johann Głowacki, ehemaliger Regierungsoffizial im Kriegsmi­ nisterium und Feldarzt, für Ruthenisch. Wie aus der Ausschreibung aus dem Jahr 1869 hervorgeht, waren die Quali­ fikationskriterien für Redakteure des Reichsgesetzblattes neben der erforderli­ chen sprachlichen Kompetenz sehr vage formuliert. Dieser »Missstand« wurde 1911 in Angriff genommen. Ein Antrag des Redaktionsbureaus vom 29. März 1911 schlägt diesbezüglich drei alternative Einstellungsvoraussetzungen vor : a) den Nachweis der zurückgelegten juridischen Studien, b) den Nachweis eines im Inland erlangten Doktors der Philosophie in der relevanten Sprache oder Sprachengruppe sowie in einem philologisch­ historischen Fach oder c) den Nachweis der Lehramtsprüfung für die infrage kommende Sprache. Die Durch­ führung einer unter amtlicher Aufsicht stattfindenden Prüfung sollte beibehal­ ten werden. Der Antragsteller und Vorstand des Redaktionsbureaus Karl Jékey bringt für die Frage, ob nur Juristen oder auch Philologen zugelassen werden sollten, verschiedene Argumente vor. Juristen würde infolge ihrer »Vorbildung und Schulung des Denkens das Eindringen in den Geist der zu übersetzenden Normen leichter [fallen]«, während Philologen zwar in Bezug auf die juristische Terminologie im Nachteil wären, doch könnte bei ihnen »ein regeres Gefühl für linguistische Feinheiten und für die Fortbildung der Sprache vorausgesetzt wer­ den« (AVA, 40/1, Karton 2788, Zl. 10546/911). Daraus lässt sich ein größeres
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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