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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 164 -
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164 Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie lung dieser Fehler oder Ungenauigkeiten an das Redaktionsbureau, manchmal wurden jedoch die schriftliche Korrektur des betreffenden Gesetzes und seine nochmalige Ausgabe veranlasst. Auf die Stellung der Redakteure hatten diese Fehler, wie gehäuft sie auch auftreten mochten, keinerlei Auswirkungen, doch dürfte wohl ihr Prestige darunter gelitten haben. Offizielle Verfahren in dieser Angelegenheit sind jedenfalls in den Akten nicht dokumentiert. Wie die Untersuchung der Befähigungsnachweise von Translatoren für das Redaktionsbureau des Reichsgesetzblattes zeigt, ist in den Anforderungen für eine Einstellung als Redakteur von translatorischen Qualifikationen zwar nicht explizit die Rede, doch können diese über den Umweg der Zulassungsprüfung zumindest ansatzweise erschlossen werden. Die im Rahmen dieser Prüfung anzufertigenden Übersetzungen sollten sowohl Aufschluss darüber geben, ob der Kandidat über die erforderlichen sprachlichen Fähigkeiten verfügt, als auch seine fachliche Kompetenz als Kenner von Gesetzestexten unter Beweis stellen. Die Anfertigung von Übersetzungen als Mittel zur Überprüfung von Sprach­ kenntnissen ist aus der Unterrichtspraxis des 19. und auch 20. Jahrhunderts gut bekannt und kann hier als Faktor in der Sondierung der sprachlichen Eignung des Bewerbers nicht außer Acht gelassen werden. Wie aus den zahlreichen hier zitierten Akten des Ministeriums des Innern hervorgeht, haben jedoch die lang­ jährige Erfahrung der involvierten Beamten und die Anforderungen aus der Praxis sowie nicht zuletzt die zahlreichen von Redakteuren begangenen Über­ setzungsfehler offensichtlich die Erkenntnis mit sich gebracht, dass neben der sprachlichen und fachlichen auch eine translatorische Kompetenz dringend erforderlich sei : Dafür spricht zum einen der enorme Aufwand, der mit den Bewerbern für eine Stelle als Redakteur vor allem hinsichtlich der abzuhalten­ den Prüfung betrieben wurde, zum anderen die zu wiederholten Malen ange­ sprochenen Zweifel im Qualifikationsnachweis, die in der Frage zum Ausdruck kommen, ob Juristen oder Philologen geeigneter seien, die Übersetzungsarbeit im Redaktionsbureau zu übernehmen. Mangels ausgebildeter Translatoren han­ delt es sich dabei zwar um eine berechtigte Frage, doch wurde spätestens durch die hier diskutierten Beschwerden über Mängel in den Übersetzungen klar, dass auch die langjährige Translationspraxis von Juristen (Luigi Iseppi, absolvierter Jurist, war zum Zeitpunkt der an ihm geübten Kritik hinsichtlich der Über­ setzungsfehler in den Zolltariferläuterungen bereits 20 Jahre im Amt) keine Gewähr für einwandfreies translatorisches Arbeiten war. Diese Überlegungen sollen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Auswahlkriterien für staatliche Translatoren in der Monarchie noch weit von der Einsicht entfernt waren, dass sprach­ und kulturmittlerische Fähigkeiten unabdingbare Voraus­
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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