Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 170 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 170 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Bild der Seite - 170 -

Bild der Seite - 170 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Text der Seite - 170 -

170 Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie unter den »Hilfs­ Aemtern«162 aufscheint. Im gleichen Jahr gab es eine ähnli­ che Rochade : Alfred Schweiger von Dürnstein, 1876 noch als »Adjunct« unter den »Hilfsämtern« des Ministeriums geführt, übernimmt im darauf folgenden Jahr neben Haan einen Posten als »Hof­ und Ministerial­ Concipist I. Classe« im »Departement für Chiffrewesen und translatorische Arbeiten«. Überhaupt scheint es nach einem Abrücken von der Gepflogenheit, Posten innerhalb von Familien weiterzugeben, Usus geworden zu sein, die Beamten der Chiffre­ Ab­ teilung aus dem unmittelbaren Umfeld des Departements zu rekrutieren. Da­ mit konnte nicht nur gewährleistet werden, dass es sich um Vertrauenspersonen handelte, sondern dass diese viele der für die Beschäftigung im Departement notwendigen Kompetenzen bereits anderswo erprobt hatten.163 Hinsichtlich der Ausbildung der im »Departement für Chiffrewesen und translatorische Arbeiten« beschäftigten Beamten war für ihre Anstellung die Absolvierung eines juridischen Studiums erforderlich, in Ausnahmefällen auch ein philologisches (vgl. Hubatschke 1975a, 6 : 1391). Weitere Voraussetzun­ gen waren hervorragende Sprachkenntnisse und ausgezeichnete Fertigkeiten im Dechiffrieren. Ein »Mémoire betreffend den Nachwuchs für das Chiffre­ Departement« aus dem Jahr 1894 macht die Problematik in der Rekrutierung von dementsprechend qualifizierten jüngeren Beamten deutlich, da Kandida­ ten benötigt werden, die »nebst den vier Cultursprachen [Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch] einige weitere Idiome theils beherrschen, theils sich soweit zu eigen gemacht haben, daß sie diesen nicht hilflos gegenüberstehen« ; besonders erwünscht waren Kenntnisse in Ungarisch, in den slawischen sowie skandinavischen Sprachen, Rumänisch und vor allem in den »orientalischen Sprachen«, allen voran Türkisch (HHStA, Administrative Registratur, Fach 4, Karton 404, ohne Zl., »Geheim«, 26.6.1894). Auch wurde der ständige Neu­ erwerb von Sprachen vorausgesetzt. Der Betreffende erhielt dafür die Kosten der Lehr­ und Lernbehelfe und der Sprachstunden rückerstattet (Hubatschke 1975a, 5 : 1320). Durchschnittlich arbeiteten die Beamten der Ziffernsektion in vier bis sechs Sprachen, manche jedoch in einer ungleich höheren Anzahl, 162 Die Hilfsämter des Ministeriums des Äußern hatten die Aufgabe, die schriftlichen Produktionen der einzelnen Referate und Departements reinzuschreiben, zu expedieren und zu archivieren (vgl. Bittner 1937 : 836). 163 Aus den Akten des Haus­ , Hof­ und Staatsarchivs geht hervor, dass sich Leopold von Sacher­ Masoch 1858 um eine Anstellung in der Ziffernsektion bemühte. Sein Vater schickte am 1.5.1858 ein Empfehlungsschreiben für seinen zu jener Zeit als Privatdozent für Geschichte an der Universität in Graz tätigen Sohn. Es wurde jedoch ein anderer Kandidat vorgezogen (vgl. HHStA, Administrative Registratur, Fach 4, Karton 396, Zl. 5307/58).
zurück zum  Buch Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918"
Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die vielsprachige Seele Kakaniens