Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 176 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 176 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Bild der Seite - 176 -

Bild der Seite - 176 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Text der Seite - 176 -

176 Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie Dolmetschkurs eingerichtet, um dem Missstand fehlender Dolmetscher abzu­ helfen (Pethö 1998 : 168, 368). Der Beitrag der Mitarbeiter des Evidenzbureaus sowie der zahlreichen in Kriegszeiten zu Spionagezwecken eingesetzten Dolmetscher war in seiner aus­ schließlichen Funktionsbezogenheit zu starr, als dass von einer »interkulturel­ len« Kommunikationsform gesprochen werden könnte. Es fand ja vordergründig keine Kommunikation im Sinne einer Verständigung zwischen den involvierten Menschen statt, sondern ein »Abhören« und »Auskundschaften«, das erst nach Einholen dieser (fremdsprachigen und kulturell konnotierten) Informationen, intrakulturell und über Dolmetscher oder zumindest Sprachkundige, weiterge­ geben und aufbereitet wurde. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist die Rolle des Evidenzbureaus und seiner Beamten und der Unzahl an Dolmetschern für die Konstruktion des jeweils »Anderen« von enormer Bedeutung, wurde doch durch die Interzepte, die Tätigkeit der Spionage an sich, ein oft bereits vorkons­ truiertes Feindbild des »Anderen« nicht nur geschaffen, sondern in vielen Fällen bestätigt und dadurch verfestigt. Das Moment des »Aushandelns« war bei dieser Tätigkeit aufgrund der mangelnden Interaktion zwischen etwaigen Akteuren fast vollkommen ausgeschaltet. Allgemeine Korrespondenz nach dem Ausgleich von 1867 Nach dem Ausgleich mit Ungarn blieb die Außenpolitik der beiden Reichshälf­ ten in gemeinsamer Verwaltung erhalten, wurde jedoch grundsätzlich umstruk­ turiert. Da, wie erwähnt, durch den Artikel 44 des Nationalitätengesetzes von 1868 in Transleithanien Ungarisch zur Staatssprache erhoben wurde, war auch eine neue Regelung der sprachlichen Handhabe in der Korrespondenz zwischen den verschiedenen Ministerien und anderen hohen Behörden einerseits und den Gesandtschaften der Doppelmonarchie im Ausland andererseits notwendig geworden. Diese Korrespondenz wurde durch zahlreiche Zirkulare reglemen­ tiert. So legte etwa die »Zusammenstellung der Grundsätze, nach welchen in sprachlicher Hinsicht die Correspondenz des Reichs­ Kriegsministeriums, des gemeinsamen Finanzministeriums und des gemeinsamen Obersten Rechnungs­ hofes« (HHStA, Administrative Registratur, Fach 4, Karton 428, »Generalia ab 1895«) im Detail fest, mit welchen Behörden die genannten Ministerien bzw. der Oberste Rechnungshof auf Ungarisch, mit welchen auf Deutsch und mit welchen ausnahmslos doppelsprachig zu korrespondieren sei. Für den Schrift­ verkehr zwischen dem Reichs­ Kriegsministerium und ungarischen Behörden, die keine Zentralbehörden waren, sowie mit ungarischen Parteien war zudem
zurück zum  Buch Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918"
Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die vielsprachige Seele Kakaniens