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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 183 -
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Die Ausbildung von Dragomanen 183 folgte (vgl. ibid.: 129ff.).173 Anton von Hammer­ Nemesbány (1809–1889), der bereits 1829 eine Übersetzung der Kleiderordnung von Sultan Mahmud  II. aus dem Türkischen sowie weitere Übersetzungen angefertigt hatte, die im Archiv für Geschichte und Geographie veröffentlicht wurden,174 wurde nach erfolg reicher Absolvierung der Orientalischen Akademie 1834 zum »Dolmetsch adjunkten« an die Internuntiatur nach Istanbul berufen und lebte dort im sogenannten »Dragomanatsgebäude« der Gesandtschaft. Aufgrund persönlicher Differen­ zen mit dem Internuntius bat er jedoch schon bald um Versetzung und wurde schließlich zum »orientalischen Dolmetsch und Feldkriegskonzipisten« beim Grenzgeneralkommando in Timişoara ernannt, wo er im Rahmen seiner Über­ setzungs­ und Dolmetschtätigkeit (Korrespondenz mit den Paschas der osma­ nischen Grenzprovinzen bzw. Dolmetschen bei verschiedenen Generalkom­ manden) in zahlreiche Vermittlungsaktivitäten zwischen den Behörden der beiden Reiche involviert war. Hammer­ Nemesbány wurde später Referent des orientalischen Departments und Hofdolmetsch in Wien (vgl. Srbik 1944 : 46). Ein weiteres Beispiel für einen erfolgreichen Akademie­ Eleven ist Anton von Steindl­ Plessenet (1811–1864), dessen Vater Ignaz Johann Franz einer der ersten Absolventen der Orientalischen Akademie war und in der Folge als Dra­ goman und Postamtsdirektor an der Internuntiatur arbeitete. Anton wurde im Alter von zwölf Jahren mit einem Gesuch um einen Freiplatz an die Akademie nach Wien gesandt und kehrte 1832 als »Dollmetschergehilfe« nach Istanbul zurück. In verschiedenen politisch höchst brisanten Konflikten konnte sich Steindl als geschickter Vermittler beweisen und wurde in der Folge zum dritten Internuntiatursdolmetsch befördert, bevor er 1854 – ganz im Sinne des oben skizzierten Karriereverlaufs – zum Generalkonsul in Smyrna avancierte (Wan­ druszka 1972 : 452f.). Die genannten Beispiele erfolgreicher Absolventen der Orientalischen Aka­ demie dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Beruf des Dolmet­ schers von Prestigeproblemen begleitet war, die nicht zuletzt durch den bereits er­ wähnten möglichen Aufstieg in die Gesandtschaftskarriere ausgeglichen wurden : 173 Beispielhaft für diesen Karriereverlauf ist die Biografie von Rudolf Pogatscher, ehemaliger Zög­ ling der Orientalischen Akademie (Abschluss der Ausbildung : 1882), Dragoman und Konsul in Istanbul von 1893–1899, ab 1902 Orientreferent im Ministerium des Äußern in Wien (vgl. Rumpler 1989 : 85). Absolventen der Orientalischen Akademie fanden eine Anstellung als Dra­ goman nicht nur bei der Internuntiatur in Istanbul, sondern auch etwa bei den Agentien in der Walachei oder bei der Legation in Athen (Gołuchowski 1904 : 20). 174 Eine dieser Übersetzungen wurde von dem bekannten Orientalisten und ebenfalls Absolventen der Orientalischen Akademie Josef von Hammer­ Purgstall eingeleitet (Srbik 1944 : 45).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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