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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 191 -
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Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 191 ist : die Sprach­ , Kultur­ und Vermittlungskompetenz ihrer Ausführenden. Von dieser ist – abgesehen von einer ersten, frühen Phase der Dolmetscherausbil­ dung von »Sprachknaben« in Istanbul – kaum die Rede. Sie wird offensichtlich dort, wo sie als besonders notwendig empfunden wird, als selbstverständlich vorausgesetzt, in den meisten Fällen jedoch ist davon auszugehen, dass die Not­ wendigkeit dieser Kompetenzen als solche gar nicht erkannt und deshalb auch nicht eingefordert werden konnten. Wie gezeigt wurde, entsteht in der For­ mulierung der qualitativen Anforderungen etwa für die Einstellung von Über­ setzern des Redaktionsbureaus des Reichsgesetzblattes nur sehr zögerlich die Einsicht, dass auch verfeinerte sprachliche Fähigkeiten für die Ausübung dieser Tätigkeit notwendig seien, was einen Ansatz für das Bewusstsein des Bedarfs an – im weitesten Sinn – translatorische Fähigkeiten wenigstens vermuten lässt. Zumindest schien ein gewisses Problembewusstsein im Entstehen begriffen zu sein. Ein letzter, jedoch nicht weniger wichtiger Aspekt ist die vor allem von Ins­ titutionen eingenommene Vermittlungsrolle. Das Gesetz bzw. die Institutionen, die den verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen zu ihrer Durchführung ver­ helfen sollten, gelten als Relaisstationen zwischen der zentralen Staatsgewalt und den BürgerInnen. Diesen Institutionen sind zwei Momente eingeschrie­ ben, die zueinander vordergründig in Widerspruch stehen : das Moment der Vermittlung und jenes der Blockierung. Wenn mit Stephen Greenblatt, dem herausragenden Vertreter des New Historicism, davon ausgegangen wird, dass eine unbeschränkte »Zirkulation« – worunter hier im weitesten Sinn »Vermitt­ lung« verstanden wird – kultureller Elemente zum Zusammenbruch kultureller Identitäten führen kann, dann kommt dem Phänomen der Blockierung eine ausschlaggebende Rolle zu : Eine Kultur ist eine an sich instabile, vermittelnde Art und Weise der Gestaltung und Erfahrung. Nur durch gesellschaftliche Durchsetzung einer imaginären Ord­ nung der Ausschließung – durch das Funktionieren dessen, was ich im folgenden als »Blockierung« bezeichnen werde – kann Kultur als eine stabile Entität fingiert werden […]. Eine solche Blockierung findet andauernd statt – eine unendliche, unbeschränkte, undifferenzierte Zirkulation würde zum vollständigen Zusammen­ bruch der kulturellen Identität führen –, ist jedoch niemals absolut. (Greenblatt 1998 : 185) Im Rahmen des hier entwickelten Konzepts von Kultur als dynamisches Ge­ flecht sozialer Kodierungen, das der Vorstellung von Kultur als stabile Einheit
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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