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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 196 -
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196 Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« bestimmten Position im Feld sind die zentralen Fragestellungen der Feldtheorie zu verorten. Wird mit Bourdieu das Feld als »System sozialer Beziehungen« be­ zeichnet, so ist verständlich, dass die Dynamik von Stellungen und Positionie­ rungen im Feld auf die Rolle der AkteurInnen bezogen als Anpassungsprozess interpretiert wird, der von einer Reihe von Determinanten im Feld gesteuert wird (die wiederum auf diesen Prozess zurückwirken), allen voran der Erfolg oder Misserfolg der Schriftstellerin/des Schriftstellers bzw. der Künstlerin/des Künstlers, die Entwicklung des (Lese­ )Publikums u.v.m. Das bedeutet, dass ein Individuum nach dem Grad seiner Anerkennung situiert werden kann, doch muss dabei der Entwicklung der Klassifikationsprinzipien Rechnung getragen werden, die für die Positionierungen im Feld verantwortlich sind ; diese dür­ fen nicht auf die Interaktionen der Akteure und Akteurinnen reduziert werden, sondern sind im Kontext der Situierung des Feldes der kulturellen Produktion im Feld der Macht zu verorten (Pinto 1997 : 18).180 Zur Bestimmung des jeweiligen Feldes ist im Rahmen einer »Wissenschaft der kulturellen Werke« nach Bourdieu in drei Schritten vorzugehen (Bourdieu 1997b : 35f.) : Zunächst wird, wie erwähnt, die Verortung des literarischen etc. Feldes innerhalb des umfassenderen Feldes der politischen und ökonomischen Macht vorgenommen ; des Weiteren wird die innere Struktur des Feldes ana­ lysiert bzw. die Struktur der objektiven Beziehungen zwischen den Stellungen, die von verschiedenen Individuen oder Gruppen vor dem Hintergrund eines Zustandes des Wettbewerbes um literarische oder künstlerische Geltung ein­ genommen werden, und in einer dritten Phase schließlich werden die sozial konstruierten und konstruierenden Dispositionen (Habitusformen) derjenigen AkteurInnen untersucht, die diese Positionen besetzen. Die Erkenntnis, dass ein Feld erst zum Feld wird, wenn das darin stattfin­ dende »Spiel« von den involvierten AkteurInnen als solches anerkannt wird, erfordert im Kontext der Darstellung des Individuums als vergesellschaftetes Subjekt einige Instrumentarien, mit denen die Logik des Feldes in ihren Wir­ kungsmechanismen erfasst werden kann. Es ist davon auszugehen, dass die je­ Regelungsprinzipien des Feldes geben dazu Anlass, außerhalb des jeweiligen »Feldes« ablaufende Geschehnisse oder Prozesse zu vernachlässigen oder überhaupt zu ignorieren. 180 Wie hier ersichtlich ist, geht Bourdieu von einer Konzeption der sozialen Welt aus, die als fast ausschließlich vertikal ausgerichtet erscheint und horizontale Entwürfe auch in unteren bzw. Sub­ Kategorien vernachlässigt. Dieses seiner Theorie zugrunde liegende Prinzip der Hierarchie als dominante Strukturierungs­ und Differenzierungskategorie ist Bourdieu wiederholt zum Vorwurf gemacht worden, da es der Komplexität realer Verhältnisse nicht zu entsprechen scheint (vgl. vor allem Bohn 1991 : 136).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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