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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 197 -
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Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 197 weilige Position der einzelnen AkteurInnen oder AkteurInnengruppen im Feld ihre soziale Stellung im Zusammentreffen ihres Habitus und des Einsatzes ihrer eigenen Kapitalien bestimmt, wobei sowohl der Umfang als auch die Zusam­ mensetzung dieser Kapitalien eine besondere Rolle spielen. Kapital und Habitus werden damit zu zentralen Erkenntnisinstrumenten. Bourdieu greift auf den Kapitalbegriff von Marx zurück, überträgt ihn jedoch auf alle gesellschaftlichen Bereiche mit der Absicht, die Gesellschaft als akku­ mulierte Geschichte zu begreifen (Bourdieu 1997c : 49). Der Struktur und dem Funktionieren der Gesellschaft kann somit nur entsprochen werden, wenn der Begriff des Kapitals in allen seinen Erscheinungsformen eingeführt und nicht auf seine Verwendung in der Wirtschaftstheorie reduziert wird. Die bedeu­ tendste Form des Kapitals stellt, zumindest für die über einen ausdifferenzier­ ten, selbstregulierenden Markt verfügenden Gesellschaften, das ökonomische Kapital dar, das »unmittelbar und direkt in Geld konvertierbar« ist (ibid.: 52) und dem unter den Kapitalformen erwartungsgemäß eine maßgebende Stellung zugeschrieben ist. Von Bourdieus zentraler These ausgehend, dass in den postin­ dustriellen westlichen Gesellschaften nicht (mehr) so sehr Klassenzugehörigkeit ausschlaggebend für die Reproduktion von Macht ist, sondern Dimensionen wie Kultur, Bildung und Geschmack, gewinnen kulturelle, soziale und symbolische Kapitalformen an Gewicht. Das kulturelle Kapital drückt sich in Bildungstiteln und im Besitz von Kulturgütern aus und tritt vorrangig in Kombination mit an­ deren Kapitalformen auf, vor allem mit sozialem und symbolischem Kapital. Für das Phänomen der Übersetzung ist das sprachliche Kapital als eine Sonderform des Kulturkapitals von besonderem Interesse. Das sprachliche Kapital ist die »Macht über die Mechanismen der Preisbildung für sprachliche Produkte, die Macht, die Preisbildungsgesetze zum eigenen Profit ausschlagen zu lassen und den spezifischen Mehrwert abzuschöpfen« (Bourdieu 1993 : 118). Demnach ist jeder Interaktionsakt gewissermaßen ein »Mikro­ Markt«,181 der immer von den globalen Strukturen beherrscht bleibt. Auf den sprachlichen Markt bezogen be­ deutet das, dass die dort zirkulierenden Diskurse ihren Wert erst im Verhältnis zu einem Markt bekommen und dieser Wert demnach von der Fähigkeit der involvierten sozialen AkteurInnen abhängt, sich in dem Machtverhältnis, das auf dem Markt besteht, durchzusetzen (Bourdieu 1990 : 46). Im Kontext der Arbeit von ÜbersetzerInnen muss somit davon ausgegangen werden, dass die 181 Vgl. zur Problematik des Markt­ Begriffes Schwengel (1993 : 142), der eine stärkere Betonung des wechselseitigen modellierenden und konstruierenden Prozesses zwischen den Subjekten des Marktes und den gegebenen Ressourcen einfordert.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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