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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 198 -
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198 Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« von ihnen übersetzten Diskurse nicht als Übermittlung wertneutraler Informa­ tionen angesehen werden können, sondern dass sie unweigerlich »Zeichen des Reichtums« und »Zeichen der Autorität« (ibid.: 45) sind, denen nach bestehen­ den Marktgesetzen geglaubt und gehorcht werden soll. Das für die Überset­ zung konstitutive Merkmal ihres sowohl konstruierenden als auch konstruierten Charakters ist daran deutlich erkennbar. Ebenso von Erkenntnisinteresse für den Translationsprozess ist das soziale Kapital, die »Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionali­ sierten Beziehungen gegenseitigen Kennens und Anerkennens verbunden sind« (Bourdieu 1997c : 63, Hervorh. i. O.). Die Stärke der Ausprägung des sozialen Kapitals hängt sowohl von der Dichte der Netzwerkbeziehungen ab, die es be­ wirkt, als auch – und im Zusammenhang mit diesen Netzwerken – vom mehr oder weniger intensiven Zusammenspiel mit anderen Kapitalformen. Auf das translatorische Geschehen bezogen operiert dieses Kapital vor allem auf zwei Ebenen : zum einen in den für jeden übersetzerischen Entstehungsprozess kon­ stitutiven Vermittlungsnetzen, die nicht zuletzt auch für die Art und Weise der Beschaffenheit des kulturellen Produkts verantwortlich zeichnen, zum anderen im engeren Sinn im Kontext translationsrelevanter Institutionen, die ihren Mit­ gliedern jene Sozialbeziehungen (ver)schaffen, die früher oder später zu einem unmittelbaren Nutzen führen. Zumeist als Kristallisationspunkt der genannten Kapitalarten tritt das sym­ bolische Kapital in Erscheinung. Es hat eine kognitive Basis, das heißt, es beruht auf dem Erkennen und Anerkennen eines Unterscheidungsprinzips : Erst wenn Unterschiede wahrgenommen werden und ihnen ein bestimmter Wert zuge­ schrieben wird, kann dieses Kapital zum Ausdruck kommen (Bourdieu 1998 : 151). Es wird oft über Legitimations­ oder Konsekrationsmechanismen erwor­ ben und manifestiert sich im übersetzerischen Kontext in Übersetzungspreisen, Übersetzungsstipendien oder auch in der gelungenen Platzierung einer Über­ setzung in einem renommierten Verlag. Insgesamt stellen die sozialen AkteurInnen als KapitalbesitzerInnen jene Strukturelemente dar, die systematischen Einfluss auf die Praxis nehmen. Dadurch können innerhalb der verschiedenen »Kraftfelder« um die kapital­ stärkeren AkteurInnen Kraft­ und Machtzentren entstehen, die den Transla­ tionsmarkt entscheidend beeinflussen : Mit hoher Kapitalkonzentration aus­ gestattete AuftraggeberInnen oder InitiatorInnen von Übersetzungen haben die Macht in der Hand und investieren in das »Feld«. Dass dies am allerwe­ nigsten auf die Person der ÜbersetzerInnen zutrifft, zeigt die Analyse des Ha­
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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