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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 267 -
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Österreichisch-italienische Wahrnehmungen 267 österreichisch­ italienischer Austauschprozesse gebietet eine selektive Vorgangs­ weise, die punktuell auf die für die Darstellung dieser Austauschbeziehungen relevanten Phänomene verweist. Methodisch wird – jenseits von Imagologie (Schrattenecker 1995 : 101) oder Stereotypenforschung (Mazza Moneta 2000) – im Sinne des Hybriditätskonzepts vorgegangen, das heißt, Ausgangspunkt sind nicht von einander abgegrenzte, »reine«, »nationale« Kulturen (Italien – Österreich), sondern das Netzwerk jener reziproken Wahrnehmungen, die bereits seit Jahrhunderten, resultierend aus vielfachen Berührungsmomenten, einen bestimmten »Kontaminierungsgrad« implizieren. Deshalb sind auch für den vorliegenden Kontext in der einschlägigen Literatur mehrfach zitierte Un­ terscheidungen wie »germanisch/alpin« und »romanisch/mediterran« (vgl. dazu auch Pichler 2000 : 16) u.ä. nicht haltbar.226 Die vielfachen Vorstellungen, die ItalienerInnen und ÖsterreicherInnen von­ einander haben, weisen auf gegenseitige Erfahrungen hin, die Jahrhunderte zu­ rückliegen und zur Konstruktion multipler Selbst­ und Fremdbilder beigetragen haben. Ohne im Detail auf historische Berührungspunkte im Sinne dynasti­ scher, militärischer oder politischer Ereignisse einzugehen, die zu diesen Kon­ struktionen geführt haben,227 sei darauf verwiesen, dass die »Erbfeindschaft« zwischen »Italien und Austria« (Berghold 1997) in krassem Widerspruch steht zu den »Klischees«, die das »Land, wo die Zitronen blühen« weiterhin – bzw. durch Urlaubsfreuden wiederbelebt – in euphorisch verzücktem Licht erschei­ nen lassen. Es kann behauptet werden, dass Goethe, der »den Deutschen ein Italienbild erschaffen [hat], um das ihn nicht nur die Natur beneidet« (Tau­ ber 1996 : 62), das Italienbild im gesamten deutschsprachigen Raum insofern 226 Wenn deshalb im vorliegenden Kapitel sowie in den folgenden Abschnitten von »(Habsburger­ ) Monarchie«, »Österreich« oder »Italien« die Rede ist, dann wird nicht im engeren Sinn von na­ tionalen Grenzen ausgegangen, innerhalb derer kulturelle Produkte erzeugt werden und über die hinweg mit dem jeweils anderen »Land« Austauschbeziehungen stattfinden, sondern diese Bezeichnungen dienen als Ausgangspunkt zur besseren Darstellung der jeweiligen Transfer­ und Austauschverhältnisse. 227 Vgl. zu den historischen Beziehungen vor allem Berghold (1999 : 33ff.), Pichler (2000) sowie Corsini (1980 : 839ff.). Einige Eckdaten sollen lediglich der Orientierung dienen. So gelangten durch die Friedensschlüsse von Utrecht (1713) und Rastatt (1714) nach dem Spanischen Erbfol­ gekrieg Mailand sowie vorübergehend Neapel und Sardinien in habsburgischen Besitz, Modena gehörte seit 1814 der österreichischen Linie des Grafen von Este ; Franz I Stephan von Lothrin­ gen fiel 1737 das Großherzogtum Toskana zu, 1765 übernahm Maria Theresias Sohn Leopold die Herrschaft über die Toskana. Nach den napoleonischen Kriegen wurden weite Teile der »al­ ten Ordnung« wieder hergestellt, und das Habsburgerreich erhielt durch den Wiener Kongress die Lombardei, Venetien, Trento, Tirol, Dalmatien und Istrien mit Triest (Pichler 2000 : 23f.).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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