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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 269 -
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Österreichisch-italienische Wahrnehmungen 269 rung eine der größten nichtdeutschen Nationalitäten des Reichs. 1866 wurde eine Bevölkerung von 2.500.000 gezählt ; nachdem im selben Jahr auch Vene­ tien in den italienischen Nationalstaat eingegliedert worden war, zählte die ita­ lienische Volksgruppe zu den kleinsten sprachlichen Minderheiten und lebte nun auch nicht mehr in einem territorial zusammenhängenden Gebiet, sondern geografisch aufgesplittet. Die Volkszählung von 1910 ergab bei einer Gesamt­ bevölkerung von 27.677.800 EinwohnerInnen Cisleithaniens einen italienisch­ sprachigen Anteil (in Tirol, Vorarlberg, Triest, Görz­ Gradisca, Istrien, Dalma­ tien und Wien, alles inklusive Ladinisch und Friulanisch) von rund 768.000 oder 2,8 %. Gesamtheitlich auf Cisleithanien bezogen waren im Jahr 1910 in der Landwirtschaft 2,6 % Italienischsprachige beschäftigt, in Industrie und Ge­ werbe 2,4 %, in Handel und Verkehr 3,2 % und im öffentlichen Dienst bzw. in freien Berufen 3 % (Corsini 1980 : 847f. und Pichler 2000 : 172). Die Mehrzahl der Italienischsprachigen lebte demnach in urbanen Zentren. Theodor Veiter leitet aus der auffallend geringen Zahl italienischer Auswan­ derer aus der Habsburgermonarchie (Auswanderung 1913 in die USA : 0,4 % der Gesamtrate)229 ihre durchschnittlich gute wirtschaftliche Position ab und bringt dieses Phänomen unter anderem mit der gesellschaftlichen Struktur der habsburgischen ItalienerInnen in Verbindung : Viele von ihnen, vor allem in den Küstengebieten, waren dem Adel, der Geistlichkeit oder dem Geschäftsbür­ gertum zuzuordnen, zusätzlich zählten viele Intellektuelle dazu, und in weiten Teilen waren sie der »besitzenden Klasse« zugehörig, wobei Veiter anmerkt, dass gerade diese Gruppe in Triest und im Trentino vielfach dem Irredentismus230 zuneigte, während die Bauern und Pächer überwiegend habsburgisch gesinnt waren. Gleichzeitig waren sie unter der Beamtenschaft sowohl in der Region als auch in der Residenzhauptstadt relativ stark vertreten (Veiter 1965 : 20). Die Verbindung zwischen »Italien« und der Monarchie war – wie bereits er­ wähnt – jahrhundertelang sehr eng und reichte von alltagskulturellen Verflech­ tungen (die sukzessive Integration von italienischen Kaminfegern, Schneidern etc. in die urbanen habsburgischen Gesellschaften bzw. von habsburgischen Staatsdienern231 u.a. in die italienischsprachigen Gesellschaften) bis zur Hoch­ kultur, wo Italiener kurz­ oder langfristig in die Monarchie migrierten, um als 229 Zum Vergleich : Im Jahr 1914 betrug die Auswanderung aus Italien 14 % der Gesamtbevölke­ rung, davon 6,6 % in die USA (Veiter 1965 : 20). 230 Politische Bewegung in Italien, die die Vereinigung aller Gebiete der österreichisch­ ungarischen Monarchie mit italienischsprachiger Bevölkerung mit Italien betrieb. 231 Vgl. dazu etwa Himmel (1972 : 83–92).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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