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Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 313
Paratexte aus der Renaissance (Hermans 1985), und ein Korpus von über 2.000
Übersetzungen ins Französische und ihre paratextuellen Elemente (St Pierre
1993) wird ebenso untersucht wie Paratexte aus mehr als 100 Texten über China
und Indien (St Pierre 1996). Lieven D’hulst (1990) versucht, die französische
Übersetzungstheorie zwischen 1748 und 1847 anhand von Vorworten, Rezensi
onen und theoretischen Abhandlungen zum Übersetzen zu rekonstruieren, und
Lucia Binotti geht im Detail der Frage nach, inwieweit in den Vorworten italieni
scher Übersetzungen spanischer Chroniken aus dem 16. Jahrhundert ideologische
Faktoren nachzuzeichnen sind, die für die Konstruktion einer aufkommenden
»italienischen Identität« und auch für den Anspruch spanischer Vorherrschaft im
Italien dieser Zeit von Relevanz waren (1992 : 770). Allen diesen und zahlreichen
weiteren Arbeiten ist das Bemühen eingeschrieben, durch die Untersuchung von
Paratexten auf die Bedeutung des »Beiwerks des Buches« (Genette) für den Ent
stehungskontext und die Rezeption der gegenständlichen Übersetzungen hinzu
weisen. Damit wird der Paratext vorrangig in seiner Funktion als Steuerungs und
Kontrollinstanz erfasst und als ein wichtiges methodisches Instrument zur Erfor
schung translationssoziologischer Fragen erkannt.
Der Paratext als Medium zur Kommunikationsregelung
Die hier angesprochenen Steuerungs bzw. Kontrollfunktionen machen den Pa
ratext zu einem wichtigen Element in der Kommunikation zwischen den einzel
nen AkteurInnen, die für das Zustandekommen einer Übersetzung verantwort
lich zeichnen und die in der einen oder anderen Form durch einen Paratext zu
Wort kommen. Als »Übergangszone zwischen Text und Außer
Text« (Genette
2001 : 388) nimmt der Paratext eine strategische Stellung in diesen Steuerungs
mechanismen ein und wird aktiver Teilnehmer am Kampf um Legitimation im
literarischen Feld bzw. im Vermittlungsraum der Übersetzungen. An einer der
zentralen Aussagen von Pierre Bourdieu hinsichtlich der Strukturierung dieses
Feldes ist die Verortung des Paratextes in diesem Kommunikationsgeflecht zu
erkennen :
Der ständige Kampf im Inneren des Felds ist der Motor des Felds […]. Die, die
um die Herrschaft kämpfen, sorgen dafür, daß es sich verändert und ständig neu
strukturiert. (Bourdieu 1993 : 191)
Zahlreiche Paratextformen sind Träger dieser Strukturierungs und Verände
rungsprozesse. Zum einen ist dies durch jene Handlungen rekonstruierbar, die
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437