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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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328 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen »Süße des Gartens italischer Poesie« übermalt. Es ist dies einer der zahlrei­ chen Versuche, die »Erbfeindschaft« (Berghold 1997) der beiden Länder bzw. der darin involvierten Kulturen durch eine Rhetorik der Idylle, deren Schwer­ punkt auf der ästhetischen Dimension liegt, gleichsam »weg« zu konstruieren. Das Stereotyp dieses idyllischen Mythos setzt sich auch noch einige Jahrzehnte nach der italienischen Staatengründung fort : Der Dichter und Professor für Literaturwissenschaft Karl Erdmann Edler zeichnet im Übersetzer­ Vorwort zu Costantino Nigras Idyllen und ausgewählte Gedichte (933) ein besonders ausge­ prägtes Bild des Nord­ Süd­ Gegensatzes und bezieht dabei die Übersetzung als ein Phänomen ein, das in diesem Gegensatz eine inferiore Position einnimmt : Farbenglut, Duft und Wohllaut des italienischen Originals kann eine deutsche Uebertragung nur in unzulänglicher Annäherung wiedergeben. Sie ist der blosse Abschein glühender südlicher Himmelslichter auf nordisches Waldgewächs […]. (Erdmann 933) Eine ähnliche Überzeichnung nimmt Estella Wondrich in ihren paratextuellen Ausführungen zu Giovanni Pascolis 1908 erschienenen Ausgewählten Gedich- ten (972) vor. Sie geht von einer Schilderung des »gesegneten [italienischen] Landstrich[s]« der Romagna aus und stellt einen Vergleich von deren Charak­ teristika (»die Silhouetten der Zypressen und der grünsilberne Ton der Oliven«) mit der Landschaft Thüringens oder Schwabens an, der, wie sie zugibt, freilich unmöglich wird, sobald »das lachende, glühende Blau des adriatischen Meeres« in den Blick genommen wird. Der Romagna ist jedoch auch »ein Hauch germa­ nischer Innigkeit und Schwermut« eingeschrieben, der sich ebenso in Pascolis Gedichten niederschlägt, die so klingen, »als spräche eine germanische Seele in lateinischen Lauten«. Der Bezug auf das Stereotyp des sonnigen Südens, dessen Tradition aus dem goetheschen Italienbild schöpft, ist hier offensichtlich und kann als Versuch gewertet werden, die Aufnahme der Übersetzung beim Publi­ kum in einen ahistorischen Kontext zu stellen. Einige Übersetzer wiederum versuchen durch ihre paratextuellen Ausfüh­ rungen, die Translate an Ereignisse der Gegenwart anzubinden, indem sie etwa auf das vom Autor postulierte Ansinnen zurückgreifen, den Roman »als eine Anspielung auf gegenwärtige Zustände« (Arthur Storch im »Nachwort zu­ gleich Vorwort« von Anonio Giulio Barrilis Tizian Cajus Sempronius. Eine Ge- schichte aus dem alten Rom, 1878, 62) zu interpretieren, und dementsprechend den Namen aus dem Titel »Titius – Tizio« in das »moderner klingende Tizian« abwandelten ; insgesamt jedoch fokussiert das gesamte Vorwort auf die Ereig­
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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