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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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340 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen wurde vielfach übersetzt (7 Ü zwischen 1896 und 1909), ebenso Anna Radius­ Zuccari (Neera) (7 Ü zwischen 1897 und 1909) und Matilde Serao (6 Ü zwi­ schen 1890 und 1907). Gouanvics Aussage müsste jedoch insofern präzisiert werden, als viele Texte, die in ihrem Ausgangskontext über ein hohes Prestige verfügen, aus zumeist machtpolitischen Gründen – »geschützt« durch eine dementsprechende Gesetzgebung, die eine solche Literatur in Übersetzung auch nicht zuließ – im Zielkontext nicht oder nur vermindert rezipiert werden ; als Beispiel wäre die nationalpolitische Literatur von Mazzini, Garibaldi oder Pellico zu nennen, von denen jeweils nur eine Übersetzung vorliegt (von den beiden ersten jedoch keine Standardwerke).271 Reinhard Wittmann untersucht die Marktbedingungen für literarische Werke im 19. Jahrhundert und kommt zu dem Schluss, dass sich nur jener Schriftsteller gesellschaftliche Anerkennung verschaffen konnten, »der die Rolle der Propagandisten jener Anschauungen übernahm, die während der politischen und sozialen Reaktionszeit nach 1850 dem Bürgertum zu neuer Selbstachtung verhalfen« (Wittmann 1999 : 280). Dies trifft auch auf die habsburgische Monarchie zu und findet gerade in dem letzt­ genannten Beispiel der mangelnden Übersetzung nationalpolitischer Literatur, in der eine »Vermeidung« von Kulturkontakt konstatiert werden kann, seine Bestätigung.272 Auch noch Jahrzehnte nach der Gründung des italienischen Nationalstaates war eine unvoreingenommene Handhabung seiner Literatur vonseiten des habsburgischen Aufnahmekontextes keine Selbstverständlichkeit. Die Frage, wie die Selektion von zur Übersetzung bestimmten Texten zustande kam, ist im Detail nicht zu beantworten. Aufschluss darüber können zunächst, wie bereits aufgezeigt wurde, Informationen aus den Paratexten geben, die im Untersuchungszeitraum 1848–1918 sowohl das selbstbestimmte Handeln der ÜbersetzerInnen in den Vordergrund stellen wollen als auch Angaben zu den Entscheidungen von Verlegern liefern, wobei die Anerkennung von AutorIn und Werk sowie auch der Herausgeberschaft des Ausgangskontextes wiederholt hervorgehoben werden.273 Die von André Lefevere als »patrons« bezeichneten 271 Von Garibaldi liegt eine Übersetzung des Romans Die Herrschaft des Mönchs oder Rom im neun- zehnten Jahrhundert aus dem Jahr 1870 vor (588 ; vgl. dazu Bachleitner/Wolf 2010b), von Maz­ zini eine 1859 übersetzte Biografie über Napoleon III Kriegsbilder für Stadt und Land. Leben und Thaten Napoleons III und die Briefe Orsinis und Mazzinis (813). Zur Übersetzung von Pellicos Le mie prigioni vgl. Fischer (2004). 272 Eine Ausnahme bildet die bereits erwähnte im Jahr 1851 erschienene Übersetzung von Cesare Balbos Geschichte Italiens von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1814 (46). 273 Für die Übersetzung von Gabriele D’Annunzios Werken ins Deutsche sei besonders auf Adriana Vignazias Studie verwiesen (Vignazia 1995), die die Entstehungsgeschichte dieser Werke im
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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