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340 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen
wurde vielfach übersetzt (7 Ü zwischen 1896 und 1909), ebenso Anna Radius
Zuccari (Neera) (7 Ü zwischen 1897 und 1909) und Matilde Serao (6 Ü zwi
schen 1890 und 1907). Gouanvics Aussage müsste jedoch insofern präzisiert
werden, als viele Texte, die in ihrem Ausgangskontext über ein hohes Prestige
verfügen, aus zumeist machtpolitischen Gründen – »geschützt« durch eine
dementsprechende Gesetzgebung, die eine solche Literatur in Übersetzung
auch nicht zuließ – im Zielkontext nicht oder nur vermindert rezipiert werden ;
als Beispiel wäre die nationalpolitische Literatur von Mazzini, Garibaldi oder
Pellico zu nennen, von denen jeweils nur eine Übersetzung vorliegt (von den
beiden ersten jedoch keine Standardwerke).271 Reinhard Wittmann untersucht
die Marktbedingungen für literarische Werke im 19. Jahrhundert und kommt
zu dem Schluss, dass sich nur jener Schriftsteller gesellschaftliche Anerkennung
verschaffen konnten, »der die Rolle der Propagandisten jener Anschauungen
übernahm, die während der politischen und sozialen Reaktionszeit nach 1850
dem Bürgertum zu neuer Selbstachtung verhalfen« (Wittmann 1999 : 280). Dies
trifft auch auf die habsburgische Monarchie zu und findet gerade in dem letzt
genannten Beispiel der mangelnden Übersetzung nationalpolitischer Literatur,
in der eine »Vermeidung« von Kulturkontakt konstatiert werden kann, seine
Bestätigung.272 Auch noch Jahrzehnte nach der Gründung des italienischen
Nationalstaates war eine unvoreingenommene Handhabung seiner Literatur
vonseiten des habsburgischen Aufnahmekontextes keine Selbstverständlichkeit.
Die Frage, wie die Selektion von zur Übersetzung bestimmten Texten zustande
kam, ist im Detail nicht zu beantworten. Aufschluss darüber können zunächst,
wie bereits aufgezeigt wurde, Informationen aus den Paratexten geben, die im
Untersuchungszeitraum 1848–1918 sowohl das selbstbestimmte Handeln der
ÜbersetzerInnen in den Vordergrund stellen wollen als auch Angaben zu den
Entscheidungen von Verlegern liefern, wobei die Anerkennung von AutorIn
und Werk sowie auch der Herausgeberschaft des Ausgangskontextes wiederholt
hervorgehoben werden.273 Die von André Lefevere als »patrons« bezeichneten
271 Von Garibaldi liegt eine Übersetzung des Romans Die Herrschaft des Mönchs oder Rom im neun-
zehnten Jahrhundert aus dem Jahr 1870 vor (588 ; vgl. dazu Bachleitner/Wolf 2010b), von Maz
zini eine 1859 übersetzte Biografie über Napoleon III Kriegsbilder für Stadt und Land. Leben und
Thaten Napoleons III und die Briefe Orsinis und Mazzinis (813). Zur Übersetzung von Pellicos Le
mie prigioni vgl. Fischer (2004).
272 Eine Ausnahme bildet die bereits erwähnte im Jahr 1851 erschienene Übersetzung von Cesare
Balbos Geschichte Italiens von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1814 (46).
273 Für die Übersetzung von Gabriele D’Annunzios Werken ins Deutsche sei besonders auf Adriana
Vignazias Studie verwiesen (Vignazia 1995), die die Entstehungsgeschichte dieser Werke im
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437