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342 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen
Anerkennung. Hauser übersetzte aus 30–40 Sprachen und gab kommentierte
Übersetzungen unter anderem von dänischer, niederländischer, serbischer
und japanischer Lyrik heraus. Obwohl er über ein weit verzweigtes Netz an
einschlägigen Bekanntschaften verfügte, die er vorrangig per Korrespondenz
pflegte, kann er nur in eingeschränktem Maß als Kulturvermittler bezeichnet
werden, da er eher als eigenwilliger, zurückgezogener, aber selbstüberzeugter
Beobachter der Gesellschaft lebte, der sich auch von den literarischen Kreisen
im damaligen Wien eher fernhielt (vgl. van Uffelen 1995 : 178). Dennoch lie
ferte er, wie erwähnt, wiederholt polemische Auseinandersetzungen mit ande
ren Kulturträgern bzw. Übersetzern, wie etwa mit Rudolf Borchardt anlässlich
seiner Dante Übersetzung (Borchardt 1959/1908 : 368ff.). Daraus – sowie aus
ande ren Polemiken (vgl. etwa van Uffelen 1995 : 182f.) – ist jedoch zu schlie
ßen, dass es ihm durchaus ein ernsthaftes Anliegen war, – wenn auch auf eine
ihm eigene Art – den Literaturen anderer Kulturen im deutschen Sprachraum
zu Anerkennung zu verhelfen.
Aus dem Theater und Musikmilieu sind Alfred von Berger und Max Kal
beck als bedeutende Kulturmittler zu nennen. Alfred von Berger (1853–1912)
war Professor für Ästhetik an der Universität Wien, Direktor u.a. des Wiener
Burgtheaters und Herausgeber der Österreichischen Rundschau. Wie bereits an
lässlich seiner Jurytätigkeit in verschiedenen Literaturpreisen erwähnt, war er
nicht nur kultureller »Multifunktionär«, sondern auch als Dramatiker, Erzähler
und Lyriker bekannt. Auch wenn er als Übersetzer quantitativ eine eher geringe
Rolle spielte, so verfügte er durch das dichte Netz an sozialen Beziehungen, das
sich auch in seiner regelmäßigen Anwesenheit beim »geistigen Treffpunkt« der
Villa Wertheimstein äußerte (Bartl 1990 : 101), über ein starkes soziales Kapital,
aus dem mit der Zeit auch ein beachtliches symbolisches Kapital resultierte, das
ihm im Raum der Vermittlung eine zentrale Position einzunehmen erlaubte.
Gerade seine polyfunktionale Tätigkeit ist jedoch auch ein Beweis dafür, dass er
in verschiedenen Feldern gleichzeitig tätig war und somit nicht zu einer Etab
lierung oder Festigung eines Vermittlungsraumes beitragen konnte, auch wenn
er diesbezüglich wertvolle Vermittlungsarbeiten leistete.
Max Kalbeck (1850–1921) absolvierte in München ein Kunststudium und
knüpfte dort wichtige Kontakte, unter anderem mit Paul Heyse, mit dem ihn
eine jahrelange Freundschaft verband. Auf Empfehlung von Eduard Hanslick
kam er 1880 nach Wien und arbeitete als Musik und Literaturberichterstatter
für die Wiener Allgmeine Zeitung, die Neue Freie Presse und schließlich als Leiter
des Musik und Kunstreferats im Neuen Wiener Tagblatt. Kalbeck erlangte nicht
nur als Lyriker einen gewissen Ruhm, sondern auch als Verfasser einer für die
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437