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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 346 -
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346 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen nen, von denen biografische Daten eruiert werden konnten,276 nämlich 55 %, war schriftstellerisch und/oder journalistisch tätig ; 12 % waren Professoren an einer öster reichischen Universität. Von immerhin 10 % liegt die Angabe vor, dass sie ÜbersetzerInnen waren ; da diese Tätigkeit an erster Stelle genannt wurde, kann geschlossen werden, dass diese Person die übersetzerische Arbeit vorrangig bzw. hauptberuflich ausübte. Der Rest der Übersetzer war als Gymnasiallehrer, Theologe, Musiker oder beim Militär beschäftigt, und viele waren zusätzlich als Politiker tätig. Von der überwiegenden Mehrheit der ÜbersetzerInnen liegen mehrfache Angaben über ihre Tätigkeit vor (60 %) : Größtenteils handelt es sich um Tätigkeiten, die eine logische Verknüpfung aufweisen (etwa »Schriftsteller und Redakteur« oder »Professor für Literaturgeschichte und Dichter«), andere wiederum weisen divergente Berufsrollen auf (etwa »Kunsthistoriker, Arzt und Übersetzer« oder »Ingenieur und Schriftsteller«).277 Diese Konstellationen weisen auf die Positionierung der einzelnen Über­ setzerInnen in unterschiedlichen Feldern bzw. deren Überlappungsbereichen hin, die letztendlich dazu beitrug, dass im Vermittlungsraum nur in geringfü­ gigem Ausmaß dauerhafte Positionen aufgebaut werden konnten, obwohl ein­ geräumt werden muss, dass gerade SchriftstellerInnen oder PublizistInnen, die auch Übersetzungen anfertigten, über zusätzliches Kapital verfügten, das sie im Bemühen um Positionierung im Vermittlungsraum einbringen konnten. Dies trifft freilich weniger auf SchriftstellerInnen zu, die hauptsächlich aus Grün­ den zusätzlicher Einkommen einer translatorischen Tätigkeit nachgingen (vgl. Albrecht 1998 : 18). Ein typisches Beispiel für den »migratorischen« Charakter der beruflichen Situation von ÜbersetzerInnen im Untersuchungszeitraum ist Cajetan Cerri (1826–1899). Cerri wurde in Bagnolo bei Brescia geboren, kam mit 13 Jahren nach Wien, wo er später als Professor für italienische Sprache am Wiener Konservatorium unterrichtete, bevor er in den Staatsdienst eintrat und Sektionsrat im Ministerium des Äußern wurde, wo er, wie bereits an anderer 276 Von etwa 35 % aller ÜbersetzerInnen konnten keine Daten gefunden werden. Die vorliegenden biografischen Angaben wurden, wenn nicht anders ausgewiesen, einschlägigen biografischen Le­ xika und anderen Nachschlagewerken entnommen. 277 Diese Berufs­ Konstellationen sind ein eindeutiger Hinweis auf die Veränderungen, die der Ver­ mittlungsraum qua »Übersetzungsraum« seit dem 18. Jahrhundert erfahren hat : Knufmann ent­ wirft in Das deutsche Übersetzungswesen des 18. Jahrhunderts eine Typologie von ÜbersetzerInnen, zu denen »gelehrte Übersetzer«, »Sprachpädagogen«, »Amateure und Sonntagsübersetzer« und »Allerweltsliteraten oder Professionelle« gezählt werden (Knufmann 1967 : 2681f.). Eine solche Typologie ist für die berufliche Situation der ÜbersetzerInnen in der zweiten Hälfte des 19. Jahr­ hunderts kaum mehr zutreffend.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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