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1. Einleitung
36 men darzulegen , innerhalb dessen sich ihre philosophische und wissenschaftliche Tätig-
keit abspielte.
Nach diesen Kapiteln und den historischen Beiträgen findet diese Untersuchung ih-
ren Abschluss in einer systematischen Zusammenfassung und allgemeinen Schlussbe-
merkungen.
Zitierweise und Quellenangaben : Üblichen Gebräuchen entsprechend sind Zitate aus
englischen Texten meistens im Original belassen. Hervorhebungen in Zitaten stammen ,
wenn nicht anders gekennzeichnet , aus dem Original und wurden auf Kursivsetzung ver-
einheitlicht. Quellenangaben folgen dem Schema : Verfasserin oder Verfasser , Erschei-
nungsjahr , Seite. Wenn nicht anders angegeben , wird dort , wo ein Nachdruck einer Schrift
aufgeführt ist , nach diesem Nachdruck zitiert. Die Jahreszahl und die Seiten des Nach-
drucks werden in eckige Klammern gesetzt. Ist die Verfasserin oder der Verfasser aus dem
Zusammenhang ersichtlich , entfällt gegebenenfalls eine wiederholte Nennung.
Geschlechterbewusste Sprache : Auch wenn es vorwiegend um männliche Vertreter des
Wiener Kreises und des Logischen Empirismus gehen wird , werde ich von Logischen
Empiristinnen oder Empiristen sprechen und dies auch bei anderen Bezeichnungen so
halten , solange nicht klar ist , dass ausschließlich Männer gemeint sind. Schon im Schrei-
ben , das 1929 an Schlick zum Dank für seinen Verbleib in Wien erging , werden mehrere
Frauen erwähnt : Maria Kaspar , Rose Rand , Maria Rosenblüth und Olga Neurath. ( Ne-
meth 1994 , 115 mit Verweis auf Stadler 1982a , 176 ; siehe auch Korotin 1997 ) Vor allem in
der Unity-of-Science-Bewegung waren viele Frauen vertreten , wie unter anderem das Ti-
telbild von Reisch 2005 zeigt. Abgebildet ist darauf das Publikum eines Vortrages des Se-
cond International Congress for the Unity of Science , der 1936 in Kopenhagen stattfand. Wer
es später jedoch nicht nach oben schaffte und so zu Nachruhm gelangte , wird in der Erin-
nerung häufig überhaupt nicht mehr erwähnt. Auch Stebbing , die in der Bewegung füh-
rend beteiligt war und sich in England um Emigrantinnen und Emigranten aus dem Wie-
ner-Kreis kümmerte , wurde nach ihrem Tod 1943 kaum mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Wer sich der Tradition der Analytischen Philosophie zugehörig fühlt , sei davor be-
wahrt , einer zu engen Sicht dessen zuzuneigen , welche diversen Zugänge zur Ethik schon
in den Anfangsstadien vorlagen. Letztlich spitzt es sich auf die Frage zu , was Philosophie
kann und soll. Jede Generation muss auf diese Frage ihre eigene Antwort finden. Ein kri-
tischer , aber auch interessierter Blick zurück kann hierin sehr hilfreich sein. Ein Anspruch
auf die allein zulässige Interpretation wird damit nicht gestellt , ebenso wenig auf erschöp-
fende Behandlung. Ich werde eine Alternativgeschichte präsentieren , die damit ein neu-
es Forschungsfeld eröffnet und vielleicht manche veranlasst , die Einordnung des Wiener
Kreises und ihre eigene in die Philosophiegeschichte zu überdenken.
Ethik und Moral im Wiener Kreis
Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Ethik und Moral im Wiener Kreis
- Subtitle
- Zur Geschichte eines engagierten Humanismus
- Author
- Annemarie Siegetsleitner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79533-9
- Size
- 16.9 x 23.9 cm
- Pages
- 450
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1. Einleitung 13
- 2. Terminologische Klärungen 37
- 3. Moral und Ethik im Wiener Kreis und die Standardauffassung logisch- empiristischer Ethik 52
- 4. Das kulturelle Umfeld des politischen und moralischen Engagements 67
- 5. Rudolf Carnap : Individualistischer Dezisionismus und wissenschaftlicher Humanismus 89
- 5.1 Einleitung 89
- 5.2 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik vor der Wiener-Kreis-Periode 92
- 5.3 Carnaps Konzeption von Moral und Ethik in der Wiener-Kreis-Periode 111
- 5.3.1 Der logische Aufbau der Welt ( 1928a ) und die Konstitution von Werten 111
- 5.3.2 Scheinprobleme in der Philosophie ( 1928b ) 120
- 5.3.3 „Wissenschaft und Leben“ ( 1929b ) 123
- 5.3.4 „Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache“ ( 1931/32 ) 129
- 5.3.5 „Theoretische Fragen und praktische Entscheidungen“ ( 1934a ) 133
- 5.3.6 Philosophy and Logical Syntax ( 1935 ) 136
- 5. 3. 7 Carnaps moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 138
- 5.3.8 Carnaps individualistischer Dezisionismus und die Lebenspraxis 141
- 5.3.9 Möglichkeiten und Grenzen der Ethik 148
- 5.4 Spätphase : Optative 149
- 5.5 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 160
- 6. Karl Menger : Mathematische Modelle für ein verträgliches Zusammenleben 163
- 6.1 Einleitung 163
- 6.2 Mengers Logik der Sitten 168
- 6.3 Mengers Moralauffassung 177
- 6.3.1 Moral 1. und 2. Stufe , Basismoralen 177
- 6.3.2 Sinn und Zweck der / einer Moral 177
- 6.3.3 Kritik am Kategorischen Imperativ 179
- 6.3.4 Mengers Konzeption der Moralsprache : Semantischer Nonkognitivismus 180
- 6.3.5 Moralische Erkenntnis : Fundamentaler Nonkognitivismus und systemimmanenter Kognitivismus 182
- 6.4 Mengers Ethikverständnis 186
- 6.5 Menger und die Angewandte Ethik 193
- 6.6 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 194
- 7. Otto Neurath : Moral auf der Grundlage gemeinsam beschlossener humanistischer Lebensgrundsätze und Ethik in der Einheitswissenschaft 196
- 8. Philipp Frank : Pragmatische Ethik und relativierte Moral 251
- 9. Moritz Schlick : Eudämonistische Ethik als Weisheitslehre 265
- 10. Victor Kraft : Zwei-Komponenten-Kognitivismus und rationale Moralbegründung 332
- 10.1 Einleitung 332
- 10.2 Krafts moralische und ethische Auffassungen in der Wiener-Kreis-Periode 337
- 10.3 Krafts moralische und ethische Auffassungen nach der Wiener-Kreis-Periode 371
- 10.3.1 Moralbegründung auf Grundlage der Kultur : Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre , 2. Auflage ( 1951 ) 371
- 10.3.2 Moralbegründung auf Grundlage natürlicher Ziele : Rationale Moralbegründung ( 1963 ) 374
- 10.3.3 Moralbegründung auf der Grundlage primärer Strebensziele : Die Grundlagen der Erkenntnis und der Moral ( 1968 ) 377
- 10.4 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen 383
- 11. Herbert Feigl : Pragmatische Moralbegründung 387
- 12. Systematische Zusammenfassung und allgemeine Schlussbemerkungen 402
- 12.1 Mangelndes Interesse an Moral als Menschen und Bürgerinnen oder Bürger 402
- 12.2 Geteilte moralische Haltung : wissenschaftlicher Humanismus 403
- 12.3 Differenzierungen in den Moralkonzeptionen 404
- 12.4 Differenzierungen in den Ethikkonzeptionen 409
- 12.5 Ausblick auf zukünftige Forschung 412
- 12.6 Allgemeine Schlussbemerkungen 413
- Literatur 417
- Abkürzungen 440
- Bildquellennachweis 440
- Personenregister 441