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4 Vorgeschichte bls 984 nach shr.
gesammelt und aus den Provinzen weggeführt hatte, standen die Pan,
nonier vereint mit ihren Nachbarn in ungeheurer Menge auf. Das Rö-
mische Herr schien verloren, und Rom selbst bedrohet. In dieser ge-
fährlichen Lage both Tiberius demMarbod den Frieden, der ihn
annahm, und Rom war gerettet. Tiberius wandte nun seine Waf-
fen gegen die unter sich uneinigen Pannonier, und besiegte sie. Spa»
ter wußte Tiberius den Cherusker-Fürsten Hermann gegen Mar-
bod zu bewaffnen, der seit der Niederlage, die er erlitt, sein Anse-
hen verlor, und, von dem Gothen Catuald a gestürzt, zu den Rö-
mern entfloh, die ihm die Festung Ravenna zum Aufenthalte anwiesen.
Mit Marbod verschwand die Kriegslust der Markomannen nicht. Ihre
Einfälle dauerten fort. Geschlagen von Nerva, versuchten sie unter
Trajan über die zugefrorne Donau zu setzen, erfuhren aber gleiche
Niederlagen. Marc Aurel mußte die ganze Macht des Römischen
Reiches aufbiethen, um die bis Aquileja vorgedrungenen Quaden und
Markomannen zurück zu schlagen. Der gefahrvolle Kampf beschäftigte
die Hälfte der Regierung des philosophischen Kaisers, der mitten unter
dem Getümmel der Schlachten zu Carnuntum moralische Betrachtungen
über sich selbst schrieb. Bis auf Theodosius den Großen behaupte-
ten dieRömer dieDonau-Gränze gegen alle Angriffe der Markomannen;
so bald aber seine mächtige Hand weg war, hielt das Eindringen der
Barbaren nichts mehr auf.
Daß Noricum nur allmahlig von tiefer Wildniß zu einiger Cultur
überging, liegt im Gange der Natur; doch neben der Jagd und dem
Kriege blühte auch frühzeitig Ackerbau empor, der bürgerliche Beschäf-
tigungen möglich machte. Mehr als hundert Jahre vor der Römischen
Eroberung hatten die Noriker Städte und Festungswerke, Bergbau auf
Eisen und Gold» weit berühmte Eisenwerke und Goldwüschereien, rei-
chen Handel, und unter ihren Waaren so vortrefflichen Stahl (Ok»^li8
Xnrious), daß ihn selbst die Römer, welchen doch die Producte der Welt
zu Gebothe standen, jedem andern vorzogen. Diese Vortrefflichkeit des
Norischen Stahles weiset auf große Geschicklichkeit im Behandeln, und
diese auf lange und vertraute Bekanntschaft mit dem Geschäfte zurück.
Die Noriker hatten also die Bahn der Cultur betreten, sie kannten die
Schranken des Rechts und bürgerlicher Verhältnisse, als sie unter die
Herrschaft der Römer kamen. Getreu dem Grundsätze: »Wo der Rö-
mer siegt, da wohnt er auch!« brachten die neuen Herren des Landes je-
nes tief durchdachte Colonialsystem in volle Ausübung, durch welches
Rom seine Eroberungen zu sichern, und in dem weiten Umfange des Rei-
ches jede Eigenthümlichkeit der besiegten Völker zu vernichten strebte. Rö-
mische Gränzschlösser erhoben sich die ganze Donau herab, und reiche
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494