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Erste Periode 983 —l246. S?
vclftnndigct, und zog den Grafen von Bogen mit einiger Verstärkung
au sich. Zwar war ihm der Burggraf noch zehnfach überlegen, aber
jetzt galt es einen kuhucn Streich mit Entschlossenheit zu führen, oder
innerhalb Neustadts Mauern langsam zu verderben. Herzog Friedrich
war keinen Augenblick unschlüssig. Kaum war der Burggraf an der süd-
lichen Ebene bei Neustadt, dem sogenannten Steinfelde, mit seinem
zahlreichen Heere angekommen; so brach der Herzog mit dem Grafen von
Bogen aus den Thoren der Festung hervor, warf alles, was wider-
stand, nieder, trieb den Nest in die Flucht, und machte die bcideu Bi-
schöfe, nebst einer Menge von Ritter» und Edelknechten, zu Gefauge-
nen. Die Großmuth, mit der er ihnen die Freiheit wieder gab, erwarb
ihm die aufrichtige Freundschaft Bischof Rüdiget's von Passau,
der seitdem uuennüdet dar«ach strebte, den Herzog mit dem Kaiser zu
versöhnen.
Der crrungeue Sieg war für deu Herzog von den bedeutendsten
Folgen. Er entflammte den Muth der Scinigen bis zur Begeisterung,
und brachte Schrecken unter seine Gegner. Die Macht des Herzogs ver-
größerte sich mit jedem Tage. Ein Ort nach dem andern unterwarf sich
ihm wieder, und bald vereinigte sich mit ihm auch König Wenzel I.
von Böhmen, den, dafür die Stadt Laa überlassen ward. Endlich
ergab sich auch die Stadt Wien, nach einer langen Belagerung durch
Hunger bezwungen (4240). Die Unterwerfung der Stadt zog die Ver-
nichtung des reichsstädtischen Privilegiums nach sich. Ucbrigcns behan-
delte Friedrich die Bürger huldreich, und besiegte dadurch alle Ge-
müther. Seine Mäßigung wirkte stärker, als seine Siege. Alles wett»
eiferte, sich dem Herzoge zu unterwerfen, uud bald sah er ganz Oester-
reich, von der Gränze Vaicrns bis an die keytha, und die ganze Steuer-
mark wieder unter seiner Herrschaft vereinigt.
Die Aussöhnung mit dein Kaiser folgte bald auf diese Ereignisse.
Der Edclmuth des Herzogs, kein Vündniß mit den zahlreichen Feinden
des Kaisers zu schließen, besiegte endlich deu alten Groll. Durch Eber-
hard von Sa lzburg von Friedrich's treuem Sinne untcrrichtct,
sandte der Kaiser Abgeordnete nach Oesterreich, den Herzog in alle seine
Länder wieder einzusetzen. Dieß geschah mit hoher Feier am Weihnachts-
tage des Jahres 1240 zu Wien.
Wenige Tage darauf, nach einer vierjährigen Trennung, erhielt Fr iedrich
auch seine Gemahlin Agnes von Meran wieder. Begleitet vom Aglaycr
Patriarchen und von den Oberhirtcn von Salzburg, Passau und Seggau,
empfing er sie zu Grätz, Diese Wiedervereinigung ward, nach der Sitte der
Zeit, durch ein großes Turnier gefeiert,
Ei» neuer Zwist mit dem Könige Wenzel von Böhmen, der
nach dem Besitze des nördlichen Theiles von Oesterreich strebte, ward
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494