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Zweite Periode 1246 — 1282. " ?4
Przemysl Ot tokar l I . hatte nun den höchsten Gipfel seiner
Macht erreicht.
Durch die Verbindung der Herzogthümer Oesterreich und Steher mit seiner
Krone reichten stine Staaten von der Ober bis in die Nähe des Adriatischen
Meeres; im Norden hatten ihm die Kreuzzllge gegen die heidnischen Preußen
und Litthauer den Weg nach der Ostsee und den Ufern der Neichstl'gebahnt;
im Osten übte er Einfluß auf das, durch seine Waffen erschütterte Ungarn;
im Westen hatte er durch wiederholte Kriege dic Macht der ohnehin unter
sich selbst nicht einigen Herzoge von Baicrn geschwscht, und die wichtigen
Stifte Salzburg und Passau hingen uon ihm ab ; im Süden konnte das Hcr-
zogthum Kärnthcn durch den unternehmenden Ottokar bald wieder den al-
ten Glanz und Umfang erhalten / und der Besitz dieses Landes gab Ginstuß
auf das wichtige Stift zu Aquileja; die Verwirrung und Anarchie des Deut-
schen Reiches stellte dic Macht des kühnen Fürsten nur glänzender heraus.
Ottotar herrschte in seinen Ländern mit unumschränkter Gewalt, Er de-
müthigte die großen Vasallen, zerstörte ihre Schloffer und Burgen / hielt
ein zahlreiches und geübtes Heer, stand mit allen Europäischen Höfen in Ver-
bindung , und war den meisten durch Staatslunst überlegen.
Mitten im Genusse dieser Gcwaltfüllc untergrub Ottokar selbst
seine Macht. Das Glück scheint ihn verblendet, seine Festigkeit in Härte,
seinen Er^stin Gewaltthätigkeit verwandelt zu haben. Er vermuthete einige
Edle in Böhmen und Oesterreich in heimlichem Einverständnisse mit Vaiern,
und wußte von andern, daß ihnen das Schicksal der letzten Vabenberge-
rin, der unglücklichen Margaret ha, zu Herzen ging. Das kostete
vielen ihre Güter und Burgen. Der oberste Landrichter in Oesterreich,
Ot to von Meissau, und Benesch von Dieditz, aus dem ur-
alten Geschlechte der Rosenbcrg, wurden in dem Hungerthurmc zu
Aichhorn verbrannt. Auch M i l o ta , des Venesch Bruder, lag in
Fesseln; doch schenkte ihm Ottokar die Freiheit, und, was sehr un-
vorsichtig war, auch sein Vertrauen wieder. Auf seinem zweiten, erfolg-
losen Kreuzzuge nach Preußen (4267) ließ sich Ottokar, durch die
Einflüsterungen Friedrich's von PettaU/ zu harten Schritten ge-
gen den Steyerischen Adel verleiten. Des Hochverraths und Mcincids
beschuldigt, aber nicht überwiesen, verloren die Herren von Pfann-
berg, Wi ldon , Stubenberg und Liechtenstein Freiheit und
Güter, andere das Leben. Als sich Ottokar im Frühjahre 1272 mit
Fr iedr ich, dem neuen Grzbischofe zu Salzburg, verglich, und der
ganze Steyerische Adel bei ihm zum Hofdienste erschien, suchte er darun-
ter vergeblich Seifr icden von Mnhrenberg, einen Lcbensmann
und bekannten Anhänger der Babcnbergischen Gertrudc. Dieses Aus-
bleiben gab mehreren seiner Feinde Anlaß, seine Treu« dem Könige ver-
dächtig zumachen. Ottokar ließ ihn durch Ulrich von Dürren«
holz fangen, und nach Prag bringen. Er bekannte nichts, selbst auf
der peinlichen Frage, und dennoch wurde er hingerichtet.
O t to ta r scheint in der Folge Reue über dieses Werk seines Argwohnes em-
pfunden zu haben; denn er nahm Se i f r l eds Stiftung, das Frauenklostcr
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494