Seite - 73 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Bild der Seite - 73 -
Text der Seite - 73 -
Zweite Periode t246 —1283. ?3
walt das Ansehen der Gerichte erhoben. Jetzt erhielt der Acker seine ver-
scheuchten Pflllgcr wieder, der Kaufmann, welchen sonst die Wegelagerer
geplündert, zog sicher seiner Straße, und in den Städten gedieh d>'r Fleiß
friedlicher Gcwerbsleute. Also verdiente Rudolph den schönen Namen:
»Wiederherstellet des Vaterlandes,« als welches er von drohen-
der Auflösung errettet, und auf den Grundsäulen bürgerlicher Ordnung aufs
neue befestiget hat. Seitdem Städteerbauer Heinrich hatte den heiligen
Beruf des Königs Keiner s« treu erkannt, wie Er, der da sich aufgestellt
erklärte, «Frieden und Recht zu schirmen, diese köstlichen Ga-
ben des Himmels.«
Niemand war über den glücklichen Fortgang der Regierung R n-
dolph's I. mißvergnügter als Ottokar, der schon durch dessen Wahl
einen Theil seiner kühnen Entwürfe durchkreuzt sah. Stolz aufseine Macht,
verweigerte er, auf dreimalige Vorladung, beim Reichstage (zu Nürn-
berg, Würzburg und Augsburg) zu erscheinen, den neuen König von
Deutschland als seinen Oberherrn zu erkennen, als Fürst des Reiches
nach den Pflichten eines Vasallen die Belehnung zu nehmen, und dem
Reiche von dem Besitzstande seiner Ncichsländer Rechenschaft zu geben.
Rudolph und die Deutschen Fürsten betrachteten diese Weigerung als eine
wirkliche Trennung vom Reiche, und bestanden um so nachdrücklicher auf der
Rechtfertigung des Königs von Böhmen, da dieser Fürst Kärnthcn, einen
großen Theil von Krain, die Nindische Mark und die Herrschaft Eger an
sich gerissen, und die Bclehnung über Oesterreich, Steyer und die Badender-
gischcn Rcichilehen in Krain, Istrien und Friaul vom Könige Richard
ohne Einwilligung der Rcichsfürsten erhalten hatte, deren Zuziehung doch
schon die Sächsischen, Fränkische!, und Schwäbischen Kaiser bei allen wichti-
geren Angelegenheiten für nothwendig erachteten, und deren Zustimmung ver-
möge eines von Ruboiph beschworencn churfürstlichcn Collcgialschlussts bci
allen Verhandlungen des Zwischcnrciches nachgetragen werden mußte.
Weil nun Ottokar nach dreimaliger Vorladung und Verfiießung
der gesetzmäßigen Zeit seine Vasallcnpflicht nicht erfüllte, mit den Feinden
des Reiches in Bund trat, die getreuen Stände durch Angriffe auf ihre
Bänder verfolgte, und seine feindseligen Absichten gegen Deutschland of-
fenbar an den Tag legte; so schritt Nudolph auf dem Reichstage zu
Augsburg (1275) mit Rath und Einwilligung der Fürsten nach den al-
ten Gesetzen des Reiches zur Acht, und forderte durch den Burggrafen
von Nürnberg, Friedrich von Zo l l e rn , Oesterreich, Steyer,
Kärnthen, Krain, die Windische Mark, Portenau und Eger im Namen
des Reiches zurück.
Gregor X., welcher nichts sehnlicher wünschte, als Frieden und Einigkeit
unter den christlichen Fürsten zu erhalten, und dieselben zu einem Kreuzzuge
nach Palästina zu vereinigen, suchte dem Ausbruchedes Krieges durch sein?
Vermittlung zuvorzukommen, Rubolph war auch bereit, seine persönli-
chen Beleidigungen der Wohlfahrt der Christenheit aufzuopfern, und überließ
dem Papste die Genugthuung, welche Ottokar der verletzten Majestät des
Deutschen Reiches schuldig war. Aber Ottokar, stolz auf seine erfochte-
ne» Siege, verwarf jede Vermittelung, und machte durch blutige Gewalt-
thaten dc» Krieg unvermeidlich.
Nährend Ottokar seine Streitmacht bei Eger versammelte, drang
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494