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Zweite Periode 124« —1283. 73
schatten seines vorigen Glückes, mit sich selbst im Kämpft/ wüthete wi-
der olle, welche ihm z» jenem Vertrage gerathen. Einige verloren ihre Aem-
ter und Würden, und andere starben auf dem Blutgerüste. Kunigun-
de, seine eigene Tochter, verschloß Ot to lar in ein Kloster, weil sie dem
Sohne seines Gegners ueriobt war. Als die meisten und angesehensten Böh-
mischen Landhcrren ihm anricthcn , Frieden und den licschwornen Vertrag zu
halten, schwur er knirschend, dieses widerspenstige Geschlecht;» vertilgen, und
die öden Schlösser und Städte mit Mcißnern und Thüringern zu bcuölkern.
Zur Erneuerung des Krieges entschlossen, verweigerteer dieNück-
gäbe der Geißeln und Gefangeneu, ließ überall die Lärmhörner und
Sturmglocken schallen, und von den Thürmen die Vlutfahne wehen.
Ein mächtiges Heer sammelte sich bei Brunn »m Ottoka r. Die bundesucr-
wandten Herzoge von Pommern, Kalisch, Glogau und Brcslau, der Land-
graf Theodorich von Meißen, der Reußische Fürst Leo und König Ca.
simir von Pohlcn sandten Hülfe.
Rasch rückte Ottokar über die Gränze, besetzte Laa, und äng-
stigte Drosendorf, das Otto von Meissau vertheidigte, durch
Kriegsmaschinen und täglich wiederholte Stürme.
Kaiser Rudolph, durch diese feindseligen Vorgänge aus der
Ruhe geweckt, die das Vertrauen auf gegebenes Wort in großen Seelen
erhält, verließ cilcnds'Wien, und zog mit wenigen Getreuen, Otto
von Liechtenstein und Cholo von Seldenhofen an ihrer
Spitze, nach Haimburg. Dort setzte er über die Donau, und bezog bei
Marcheck ein verschanztes Lager, um den Grzbischof Friedrich von
Salzburg, den Grafen Ma iuhard von Görz und Tirol, und die
zahlreichen Kriegsvölker zu erwarten, welche aus den Inncrösterrcichi-
schen Ländern und aus den Habsburgischen Stammgütern heranzogen.
Hugo von Tauf fcrs , unerschrocken im Felde, klug im Rathe, des«
se» Stammschloß in Tirol lag, führte den König Ladis laus und die
ganze Heeresmacht Ungarns bei Preßburg über die Donau. Zu Marcheck
empsing Rudolph freudenvoll den mächtigen Bundesgenossen.
Sogleich wurden die Kumanischcn Reiter über Weidenborf vorausgeschickt, vom
Feinde sichere Kundschaft einzuziehen.
Der Kaiser schlug am 25. August 1278 beim Flecken Stillfrlcd das
Lager auf, und hielt Kriegsrath.
Viele edle Jünglinge des Heeres sammelte er um sich, und schlug sie zu Rittern.
Da kam ihm aus dem feindlichen Lager heimliche Votschaft zu. Meh-
rere Vcrräther erboten sich, Ot tokar ums Leben zu bringen, um
alsdann dem Kaiser durch ihr Ansehen und ihre Macht zur Böhmischen
Krone zu verhelfen. Allein der fromme Held ließ seinen Gegner vor die-
ser schändlichen Meuterei warnen.
Ottokar außer sich, sowohl über die unerwartete Gefahr, als üb« seines
Feindes beschämende» Edelmuth, forderte hierauf allen scinfn Hecresfursten
einen ncnen Eid ab.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494