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?8 Zweite Periode l246 —1283.
im königlichen Schmucke, wohl balsamirt, fast durch 3» Wochen zur öffent-
lichen Schau ausgestellt, daß Jedermann sich selber überzeugen möge, Ot-
tokar, sey wirklich umgekommen. In der Folge wurde c,- »ach Znaim,
und uon danncn in den hohen Dom zu St, Veit nach Prag überfuhrt,
wo cr in der Marlen-Capcllc noch ruhet, der im Leben nie geruht hat.
Nudolph, der den Tod seines großherzig unbesonnenen Gegners
wie eines Waffenbruders betrauerte, drang, seinen Sieg benutzend, un-
aufhaltsam in Mähren ein.
Der Theil des Heeres, den cr selbst führte, litt in unwirthlichem Gebirge Hun-
ger und noch peinlicheren Durst. Als ein der Gegend wohl kundiger Reisiger
endlich, in weiter Entfernung vom Lager, eine Quelle aufgespürt, und den
ersten Trunt in seinem Helme dem Kaiser dargebracht, sprach dieser: »Ihr
habt allcfür mich gefochten, so will nun auch ich für euch alle dursten. Darum
labe du dich selbst, oder andere fromme Gesellen/ denn ich will nichts voraus
haben vor dem Geringsten unter euch.«
Nach der Eroberung uon Mähren drang Rudolph über Iglau in
Böhmen ein, und kam bis Kollin, wo unter Vermittelung des Mark,
grasen Otto des Langen von Brandenburg, des Vormundes des
jungen Wenzels uon Böhme», des Sohnes uon Ottokar, ein Ver-
gleich abgeschlossen wurde. Rudolph^ angeborne Großmut!) erlaubte
ihm nicht, nach dem Siege mehr zu fordern< als cr vorher zu begehren
berechtigt war, uud er gewahrte auf ebeu die Bedingungen den Frieden,
welche die Schiedsrichter in dem Lager vor Wien für recht crkauH hat-
ten. Obgleich ihm eine mächtige Partei die Böhmische Krone anbot, war
der Kaiser doch weit entfernt, sich seines Siegesrechtes zu bedienen, uud
begnügte sich, das alte Freundschafts- und Ehebündniß zu erucucrn,
welches seinem Hause dereinst, im Wege des Friedens uud des Rechtes,
die Nachfolge in Böhmen und dessen Nebcnländcrn hoffen liest. Bloß
für die Kriegskosten bedingte sich Rudolph die Einkünfte Mährens auf
fünf Jahre.
Nachdem nun Kaiser Rudolph seiue Eroberungen durch Siege
und Verträge gegen jeden Feind hinlänglich befestigt hatte, suchte er
noch die Streitigkeiten über die Kammergüter und die Allodial-Erbschaft
der letzten Herzoge durch ein unparteiliches Gericht beizulegeu, und be-
friedigte die Agnes, eine Tochter der Babcnbergischen Gertrud
von Mödling, für ihre Ansprüche mit 6000 Mark Silbers. Hierauf
ernannte er, auf Begehren der Stände, seinen ältesten Sohn, Al-
brecht, zum Verweser vou Oesterreich und Steyermark, und verließ
nach einem beinahe fünfjährigen Aufenthalte Oesterreich, das diesem
großen Kaiser die Wiederherstellung der Ordnung und die Begründung
einer milden und gerechten Regierung zu verdanken! hat.
Da Rudolph diese, für Deutschland's Sicherheit so wichtigen und unent-
behrlichen Provinzen ganz allein durch seine Ausdauer, seinen Muth und
seine Tapferkeit wieder an das Reich gebracht, und ohne sonderliche Unter-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494