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»» Dritte Periode t283 — l522.
dem Schützen Tho l to , und endlich aus dem Streben, die Entstehung der
Schweizerischen Eidgenossenschaft, gleich dem Entstehen Roms, in ein ro-
mancnhaftcs Gewand zu hüllen. Die Sage gab den Namen < die Fabel den
Stoff, und Eitelkeit, verbunden mit Neigung zum Seltsamen, brachte die
Sache in Umlauf.
^ Ein trauriges Ende war Kaiser Albrecht I. beschiedeu. Er fiel
durch die Hand seines Neffen, Johann's vonSchwaben, von dieser
That Parricida genannt/eines wildbrausenden Jünglings, der,
von Leidenschaften blind, durch böse Nathgeber zum Verbrechen hinge-
rissen ward. Kaiser Albrecht verweigerte seinem Neffen, bei der gro-
ßen Jugend und dem Leichtsinne desselben,
dießcn
Jugend und dem Leichtsinne deöftlven, die «M-UngHttmt-vertmnM
Herausgabe des väterlichen Erbes , nnd verschob dieses Geschäft bis zu» -
Beendigung der Böhmischen Fehde. Hierüber ergrimmt, verabredete sich
Herzog Johann mit Rudolph von der Wart , der früher im
Heere Adolph's gedient, mit Walter von Eschenbach, Ru-
dolph von Palm und Conrad von Tegerfeld, das vermeinte
Unrecht durch den Mord seines königlichen Oheims zu rächen. Den Au-
genblick, als der Kaiser auf einem Ritte nach Rheinfelden durch die Rüß
von seinem übrigen Gefolge getrennt war, benutzten die Verschworenen
zur Vollbringung ihrer grauenvollen That (4. Mai 1208). Albrecht
starb in dem Schooß eines herzu eilenden armen Weibes. Johann und
die Genossen seines Verbrechens flohen vor ihrem Gewissen in die tiefsten
Wildnisse auf verschiedenen Wegen, und haben sich seit der That nie wie-
der geschen.)Ob Johann, geächtet und gebannt, nach fünf Jahren in
einem Kloster zu Pisa gestorbeu, oder, wie andere wollen, als Büßen-
der an dem Orte und in unaufhörlicher Erinnerung seiner schreckenvollcn
That die späteren Jahre seines Lebens hingebracht, und endlich im Tode
(1368) sich als den unglücklichen Herzog von Schwaben zu erkennen ge«
geben, ist eben so ungewiß, als ob der gchciinnißvolle blinde Bettler
am neuen Markte in Wien, zur Zeit Herzog Albrecht's des Jün-
gern, sein angeblicher Sohn Lathonius gewesen. Die übrigen Mör-
der starben in Armnth, ohne Obdach, theils durch das Schwert, Wart
auf offenem Rade. Die Witwe des Königs Andreas III. von Un-
garn, Agnes, eine Tochter Kaiser Albrecht's l., stiftete, im Ver-
eine mit ihrer Mutter Elisabeth, an dem Orte des Unglücks das
Kloster Königsfelden, welches mit Freiheiten und Gütern reichlich be-
schenkt ward.
Agnes lebte in demselben bis zu ihrem «4sten Jahre, einsiedlerisch, streng,
in unaufhörlicher Erinnerung des entsetzlichen Unfalles. Zwar ruhet Kaiser
Albrecht neben seincm Vater R u d o l p h in der alten Gruft der Deut-
schen Könige zu Spcier: aber die Kaiserin E l isabeth und Agnes, Leo-
po ld , die Krone der Ri t terschaf t , und Leopold der F romme,
im Streite vor Sempach erschlagen, mit ihren Gemahlinnen und Schwe-
stern, fanden zu Königsfelden ihre Ruhestätte. Als alle Stammgüter längst
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494