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94 Dritte Periode 1282 — l522-
Seiten der Aar standen des Herzogs Völker, und ängstigten die Stadt. Durch
eine stiegende Brücke hingen beide Lager zusammen. Da begab es sich, daß
durch heftige Regengüjse die Fluchen des Stromes dergestalt anschwollen, daß
die Brücke, mit ihr die überaus wichtige Verbindung der herzoglichen Trup-
pen , in die äußerste Gefahr kam. Wie sehr auch Herzog Leopold die be-
drohte Brücke mit Steinen und einer großen Zahl von Reisigen wider dieGe-
' walt des tobenden Gewässers beschwere» ließ, sie warb fortgerissen, und mit
den einstürzenden Trümmern der Brücke stürzte die Mannschaft in die Fluth.
Als die belagerten Golothurner von ihren Mauern die Noth der, mit den letzten
Kräften gegen den gewaltigen Strom Kämpfcnden sahen, eilten sie, der
Feindseligkeiten und des Krieges vergessend, herbei, retteten auf Kähnen und
Flößen, was zu retten war, versahen die Geretteten mit Nahrung, frischer
Kleidung, und sqMen sie am andernMorgcn demHerzoge frei i» dasLagerzurück,»
Tief bewegt ward Leopold's Gemüth durch diese That. Nur von dreißig
der vornehmsten Heeresfürsten begleitet, ritt er sogleich an die Stadt, und
begehrte den Einlaß. Er gab den Bürgern sein Banner zum ewigen Ange:
denken, und gestand mit Freuden, daß solcher Edelmut!) sein Herz bezwungen.
Friedrich und Ludwig kamen, mit größerem Glücke des er-
steren, bei tzpeier, und zwei Mahl bei Augsburg hart an einander.
Auch bei Eßlingen, fast in den Fluthell des Neckars, ward hartnäckig
gekämpft.
Beide Theile wandten sich nun in da» Elsaß. Hier wurden mehrere Kund:
schafter Ludwig's ergriffen. Friedrich befahl, sie augenblicklich der
Bande zu'entlcdigcn, Zelt für Zelt durch sein Lager zu führen, damit sie ih-
rem Herrn desto bessere Kundschaft bringen möchten, und sprach endlich zu
ihnen: «Ziehet hin zu meinem Vetter, und saget ihm, was ihr gesehen, des
Lagers Ordnung und Stärke, und daß wir seiner mit Verlange» warten.
Glaubt er, dieser Dienst sey eines Gegendienstes werth, so halte er uns
Stand im offenen Felde, Der Tag seiner Ankunft wttd entscheiden, wer von
uns beiden hinfüro König seyn soll, und das Reich wird endlich zur Ruhe
kommen.« — Auch hier wich Ludwig wieder aus, und eilte über Hagenau,
Bruchsal und Augsburg nach Baiern zurück.
Die Kriegserciguisse des Jahres 132U verwüsteten Baiern, und Lud-
wig , auf seine festen Orte beschränkt, wurde nach und nach mit dem
Gedanken vertraut, dem Reiche gänzlich zu entsagen; allein sein Anhang
richtete seinen Muth wieder auf, und gewährte ihm ucue zahlreichere Un-
terstützung. Auch Friedrich, des langen achtjährigen Kampfes müde,
sammelte eine beträchtliche Macht, um endlich einen entscheidenden Schlag
zu führen. Durch Hülfstruppeu aus Ungarn, Salzburg und Kärnthen
verstärkt, zog er gegen den Inn. Als er bei Admont vorüber kam,
warnte ihn der treue Abt Engelbert , ja nicht zu schlagen, bis er mit
seinen Fahnen auch jene Leopold's vereinigt hätte.
Dagegen erwiederte der Held, von edler Ungeduld dahin gerissen- »Scho» ge-
nug des Blutes, schon genug der Thränen von Witwen und Waisen und zu
viel des Elendes , das unser Streit über die Christenheit gebracht hat, Lieber
entsagen meinem guten Rechte, lieber rühmlich unterliegen-> aber auf keine
Weise mehr will ich die Entscheidung aufschieben, es falle, wie es wolle!« ^
Auch mancher erfahrne Kriegsheld, der eifrig dazu rieth, die Vereinigung
mit Leopold noch am Inn abzuwarten, bekam keine andere Antwort;
aber mehrere Eilboten wurden abgeschickt, den Herzog Leopold herbeizuru-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494