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9» Dritte Periode l282—1522.
»Friedrich sollte seine Freiheit wieder erhalten, aber allen Ansprü-
che» auf die Deutsche Krone entsage», seine Tochter El isabeth dereinst
L ud w ig's Sohne Stephan zur Gemahlin geben, die Wahlnrkunden und
die besetzten Länder überliefern, und sich mit Ludwig wider alle Feinde
desselben verbinde». Wäre es ihm in der Folge nicht möglich, diese Ve-
dingniffe zu erfüllen, sollte er sich seinem Gegner wieder zur Haft stel-
len.« — Niemand war durch diesen Schritt, welchen die so natürliche
Sehnsucht nach Freiheit Friedrich abdrang, mehr überrascht, als
Leopold. Er hielt den Vergleich für abgenöthigt und unrühmlich,
setzte mit Kraft den Kampf gegen Ludwig fort, und knüpfte das Bünd-
niß mit dein Papste und den« Könige von Frankreich noch enger. Nun
bestand Friedrich's Edelmut!) die höchste Probe. Er ertrug das Glück,
und nicht Ehrgeitz, nicht Dnrst uach Rache galt ihm mehr, als das Hei<
ligthnm gegebenen Wortes. Als er dieses nicht erfüllen, seinen Bruder
Leopold nicht zum Frieden und zur Genehmigung jenes Vertrages be-
wegen konnte, seine alten Anhänger nicht von ihm wichen, so ernstlich
er sie auch dazu ermähnte, stellte er sich (am HH. I>mi i325) wieder z»
München, und warf sich seinem Gegner in eben dem Augenblicke in die
Arme, als ilM> dem von allen Seite» bedrängten Ludwig, eben die
Nachricht von dem nahen Verluste der, durch Aufruhr und das Schwert
der benachbarten Slawen erschütterten Mark Brandenburg zukam. Die-
ser, durch Friedrich's beispiellosen Edelmuth zu heißen Thräne» be-
wegt, wurde jetzt sein innigster Freund. Die sich zwanzig Jahre lang
angefeindet hatten, erschienen nun nicht anders als Arm in An» vor dem
Volke, wohnten unter einem Dache, schliefen in einem Bette. Ja, wäh-
rend Ludwig «ach Brandenburg eilte, diese wichtige Erwerbung srincm
Hause zu sichern, legte er die Vertheidigung Baierns, mit völliger Hin-
gebung, in die Hände F riedrich's, seines Feindes. — Leopold war
jedoch nicht minder standhaft, als sein Bruder edel. Er setzte die Fehde
wider Ludwig uud dessen Anhänger mit aller Anstrengung fort, »ud
schonte nur Vaierns, weil es der Obhut Friedrich's anvertraut war.
Endlich verstand sich Ludwig dahin, den ganzen Trausnitzer Vertrag
aufzuheben, uud (am Z.Sept. 4325) zu München einen neuen abzuschließen,
dessen Grundlage die völlige Regiernngsgemeiuschaft beider Könige war.
Späterhin wurde noch bestimmter festgesetzt, daß Ludwig Italien uud die
Römische Krone nehmen, Friedrich aber als König in Deutschland
herrschen sollte. Mit dieser Uebereinkuuft, welche die Würde seines
Hauses, das Recht seines Bruders, die Früchte seiner ganzen Lcbens-
thätigkeit wahrte, stellte sich endlich auch Leopold zufrieden, und so
erreichte dnrch die Versöhnung der Fürsten der Kampf «m die Krone
sei» Ende.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494