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Dritte Periole 1283—1522.
der zahllosen Wallfahrernach Einsicdeln .gesorgt, sondern auch eine neue
Handelsstraße zwischen Deutschland und Italic» eröffnet.
Gleich nach seinem Regierungsantritte ließ Herzog Nudolp h die
Burg-Capelle in Wien in die gegenwärtige Hofburgkirchc umgestalten, und
verwendete zu dieser Erweiterung die Gemächer, worin er zuerst das
Licht der Welt erblickt hatte. Auch legte er den Grund (1359) zu der
herrlichen Stephanskirchc in Wien,
deren Bau die Meister Heinrich Kußkumpf» Christoph Horn und
Anton Pi tgram nach Rudolph's großem Entwürfe ausführten. Den
cl'rfurchlgebietendc», weithinschaucndcn Thurm dieser Kirche brachte Gcorg
»Häuser, ein Baumeister von Klostcrncuburg, nach 4ljähriger Anstren-
gung bis zu zwei Dritteln scincr Höhe', vollendet aber ward dieser Riesenbau
erst im Jahre 1433 durch A,n,t o n H i lg ram, nachdem der ganze Bau der
Kirche und dcs Thurmes 74 Jahre gedauert hatte. >
Vei der neuen Kirche ward ein Chorhcrrnstift errichtet.
Rudolph war ein so großer Freund der Einsamkeit und dcs ernsten Nach-
denkens über das, was ihm das Größte und Wichtigste schien, daß er viele
Nächte in dem ehrwürdigen Dome zubrachte, zur Zeit, wenn der Chorge-
sa»g an den stolzen Bogen und Pfeilern wiederhalllc < m>d der Wechsel der
lichter und Schatten auf den Grabsteinen und Denkmahlen sein tiefes Ge-
müth mit ernsten Betrachtungen erfüllte.
Die uralte und weltberühmte hohe Schule zu Wien dankt ihre Gnt»
stehung dem Herzoge Nudolph IV.) Mit seinen Brüdern Leopold
und Albrecht, als Gesammthcrren, fertigte er am 12. März li365^
die Errichtungs-Urkunde ans,
u»b wies zugleich der neuen Stiftung ein eigenes Viertel der Stadt an,
welches die Gegend der heutigen oberen und unteren Bäckerstraße umfaßte.
Gelehrt wurden von nun an die Griechische n»d lateinische Sprache,
die freien Künste, die Arzeiieiwiffenschaft, die Rcchtskuiide und die Pl<>-
losophie. Erst Rudolph's Bruder, Albrecht mit dem Zopfe,
fügte im Jahre 1380 die Theologie hinzu.
I» ihrem ersten Jahrhunderte zierten dies« Universität schon, nebst andere»
Lehrern von vielumfassender Gelehrsamkeit und seltenem Scharfsinne, die
berühmten Mathematiker Johann von Gmunden, Georg von
Peurbach und Regiomontanus (Johann Müller aus Königsberg in
Franken), der sich, in Deutschland der Erste, mit Eifer auf das Studium
und die Verbesserung der völlig vernachlässigten Algebra legte, der Trigono-
metrie höhcre wissenschaftliche Vollkommenheit gab, den Gebrauch der Tan-
genten einführte, die Mechanik bereicherte, und mit der Kenntniß scincr Wis-
senschaft eine gründliche philologische Bildung verband.
Mit dem Gefühle für alles Große, Prächtige und Glänzende be-
gabt, spürte Rudolph der Geschichte und den Ansprüche» seines Hau^,
ses ins hohe Alterthum nach. Die Freihcitsbriesc brachte er neuerdings
ans Licht, und in nmmt?rbrochencn Gebrauch/Erzherzog schrieb er sich
zuerst, aber ununterbrochen wird dieser Titel erst seit Friedrich IV.
und Mar im i l i an I. geführt. ^
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494