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Dritte Periode 1282^ 1522.
und war entschlossen, die Krone dieses Reiches mit Wi lhe lm zu thei-
len; allein plötzlich bewarb sich der Heide Iage l l o , Großfürst von
Litthauen, um die Hand der reichen Erbin, mit dem Antrage, sein aus-
gedehntes Vesihthnin mit Pohlen zu vereinigen, und Christ zu werden.
Die Pohlnischen Großen drangen seitdem so lange in die junge Königin,
bis sie ihre Neigung dem Vortheile des Staates zum Opfer brachte, und
ihre Hand dem häßlichen Iage l lo gab (1286). ,
Inzwischen hatten sich in der Schweiz große Gefahren zusammen
gezogen, und derHauptkampfbegann, dessen Ausgang das unbefangene Ge-
müth erschüttert, und mit Traner erfüllt. Ohne Rücksicht auf althergebrach-
tes und auf geschriebenes Recht, auf Gesetze und Friedensschlüsse/ streb-
ten die Eidgenossen ganz offen darnach, in den Helvetischen Landen jede,
—auch die billigste- Abhängigkeit zu vertilgen. Die Herren ergrimmten
über den steigenden Trotz und den fortschreitenden Abfall ihrer Untertha-
nen, welche der stets bereite Schutz der Schweizer crmnthi'gtc. Oester-
reich zumahl konnte mit Recht die Eidgenossen wiederholten Friedenbru-
ches zeihen. Mehrere seiner Landschaften und Städte waren zur Abtrüu-
nigkeit verleitet, ja mit offener Gewalt genommen,> viele Burgen der
Edlen oder der Amtleute gebrochen, verschiedene Zollstätten zerstört, beson-
ders von Luzern großer Frevel begangen worden. ^ Als dessen kein Ende
ward, griff Herzog Leopold zu den Waffen. Mit ihm kündeten hun-
dert und sieben und sechzig weltliche oder geistliche Herren den Schwei-
zern Fehde an , und es rückte eiu mächtiges Heer, herrlich gerüstet, aber
den Feind verachtend und unkundig dieses Krieges, von Baden gegen
Sempach, ein Oesterreichischcs Städtchen, welches kürzlich den Luzer-
uern geschworen. Am 9. IM 1386 hielt der Herzog, seiner Feinde
ansichtig, Kriegsrath.
Mehrere alte Kampfhelde» warnten vergeblich dcn Uebermuth der jungen Rit-
ter, die jeder Bedcnklichteit spotteten. Herr von Hasenburg, ein erfahr-
ner Krieger, stellte vor: »man dürfte den Feind nicht verachten» das Waf-
fenglück sey unbeständig, es sey nothwendig, die Ankunft der heranziehenden
Verstärkung zu erwarten.« Sein kluger Rath ward verlacht, er selbst be-
schimpft. Alle riefen: »Gott habe dcn Feind in ihre Hände gegeben, es sey
schimpflich, gerüstet, wie sie wären, noch auf Verstärkung zu warten.« An-
dere baren den Herzog, scinePerson, an welcher alles gelegen, ja nicht ohne
Noth den blinden Zufallen des Treffens bloß zu stellen. Leopold, erst lä-
chelnd, dann ungeduldig, erwiederte: «Sollich von weitem zusehen, wie
meine Ritter für mich sterbe,, ^ Mit euch, in meinem Lande, für mein Volk
will ich siegen odcr fallen!«
Erst gegen Mittag begann die Schlacht. Zu Fuß stand der Adel,
sechs Mann hoch, in dicht gedrängter Ordnung, einen Wald von
Spießen dem Feinde entgegen haltend. Die Knechte hielten rückwärts
auf den Rossen ihrer abgesesseneu Herren.
Weil die leicht bewehrten Eidgenossen ihre unglaublichen Siege über die ge-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494