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Dritte Periode 1282—t522-
Leopold zur Erde. Ehe er noch in der schweren Rüstung wieder sich
aufzurichten vermochte, traf ihn ein Hirt aus Schwnz. Den Zuruf nicht
achtend: »Ich bin derFürst von Oesterreich!« warf sich der rohe Schwy-
zcr über ihn her, schnitt, gleich einem Meuchelmörder, die Riemen
seines Harnisches auf, und versetzte ihm mit dem Mordmesser tödtliche
Stiche.
Kaum hatte der edle Fürst den Geist aufgegeben, erblickte ihn Mar t in
Mel lerer , Bannerherr von Freiburg im Brcisgau. Im Entsetzen über
diesen gräuclvollen Anblick entfiel ias Banner seinen Händen. Wehklagend,
warf er sich auf die Leiche des geliebten Herrn, daß sie nicht zertreten oder
befleckt würde, und ließ sich ohne Widerstand in dieser Stellung todten.
Als Leopold's Tod kund geworden, riefen die bestürzten Ritter
überlaut nach ihren Pferden; allein einige ungetreue Hauptleute waren
niit dem ganzen Troß der Knechte bei der ersten unglücklichen Wendung
schändlich davon geritten. Somit blieb den Edlen kein Ausweg, als mit
Ehre im Kampfe zn sterben. Dieses Loos traf in allem 656 Grafen,
Ritter und Herren.
Auch die Banner der Städte Schafhaustn, Zosingen, Aarau und Lenzburg,
Mellingen, Bremgarten und Freiburg im Breisgau wehten bei Sempach
mit Ruhm für Leopold's Sache. Dic weißen Röcke der Bürger von
Nremgarte,,n waren so mit Felndesblut gefärbt, daß Herzog Leopold der
Prächtige zum Andenken ihrer Treue und ihres Muthes ihnen die rothe
Farbe und die weiße in das Wapen gab. Niklas Thut , Schuldheiß
von 3osing«n, zerriß das ihm anvertraute Banner, damit kein Feind sich
deffen rühmen mochte. Als er unter den Todten gefunden warb, hielt er
noch den Stock des Banners fest zwischen den Zähnen. Seitdem ließen die
Zofinger jeden Schuldheiß schwüren, ihr Banner so treu zu bewahren, wie
Nik las Thut.
Zur Beerdigung der Gebliebenen ward ein Stillstand geschlossen,
und die irdischen Reste des Herzogs und die von 2? seiner ausgezeichnet-
sten Hauptleute wurde« nach der Habsburgischen Gruft der Abtei Kö-
nigsfelden abgeführt.
Glänzend waren die Waffenthaten der Schweizer bei Sempach; allein nle
darf man vergessen, daß die Schönheit des Sieges immer abhängig bleibt
von der Güte der Sache, für welche er erstritten wird. Der Sieg nur war
bei den Eidgenossen, die Gerechtigkeit bei Oesterreich. Traurig ist der Un-
tergang so vieler treuer Bürgelscharen in Leopold's Heer, erschütternd
»as Geschick einer bieder» und zahlreichen Ritterschaft, und im Innerste»
ergreifend die Ermordung des edlen Herzogs, welcher, als er hilflos zu
Boden lag, gegen Kriegsgebrauch und Menschlichkeit mit kalter Grausam-
keit erstochen ward.
Leopold III., der Biedere, hinterließ vier Söhne: Wil-
helm den Freundlichen, Leopold den Prachtvollen, Fried-
rich IV., mit der leeren Tasche, und Erust den Eisernen.
— Da diese Prinzen noch minderiährig waren, so übernahm ihr Oheim,
Herzog Albrecht III., dic Vormundschaft und Regierung. Er eilte von
Wien nach den Vorlanden, ordnete dort die Verwaltung, und schloß
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494