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Dritte Periode <283—1522.
sabeth's eigene Mutter, Sigismund's Gemahlin Barbara,
aus demHause Cilley, setzte diesem gerechten Verlangen mächtige Hin-
dernisse entgegen. Als sie des Kaisers Ende näher und näher beranrü-
cken sah, waren ihre Gedanken darauf gerichtet, Albrecht und ihre
Tochter von dem Throne Ungarns und Böhmens auszuschließen, und,
selbst schon sechzig Jahre alt, den drei und zwanzigjährigen Pohlen-König
Wladis law zu heirathcn, und diesen daranfzu erheben. Durch Künste
mancher Art und durch die Einflüsterung, sie gehöre in der Stille mit zu
den eifrigsten Anhängern des Kelches, suchte sie die mächtige Hussitische
Partei zu gewinnen, und sah sich anf diesem Wege bald an der Spitze
eines bedeutenden Anhanges; allein im rechten Augenblicke erkannte und
vereitelte Sigismund ihren Plan.
Er erklärte, nicht ruhig sterben zu können, wenn er nicht sein einziges Kind
noch einmahl umarmt und gesegnet haben würde, er wolle nach Wien. So
zog er, in einem offenen Tragseffel, auf dem schönen Silbcrhaare einen Lor-
bccrkranz, im vollen Kaiserornate, umgeben von den Großen Ungarns und
Böhmens, aus Prag. Barbara befand sich zu Pferde in der, Mitte des
feierlichen Zuges.
ZuZnaim, wo ermit Elisabeth und Albrecht zusammentraf,
ließ er seine ränkesüchtige Gemahlin in Verwahrung bringen, und em-
pfahl scincKinder mit Thränen den anwesenden Edlen scinerKönigreiche.
Sein Geheimschreiber, Caspar Schlick,
von edlem Stamme aus der Lausitz, die Seele aller Unternehmungen S i -
gismund's/ bald hernach Graf, Ritter des goldenen Vließes vonBurgund,
Reichs-Vicekanzler und oberster Kanzler von Böhmen,
ricth zu einem Testamente, und setzte es rechtskräftig auf. In dieser Ur-
kunde ernannte der Kaiser seinen Schwiegersohn zum Thronfolger in Un-
garn und Böhmen. Wenige Stunden, nachdem, dieß alles geschehen
war, entschlummerte Sigismund (am Y.Dezember 1427). Mit ihm
erlosch das Luremburgische Kaiserhaus.
Obschou Barbara's Partei den Prinzen Casimir, den Bru-
der dcsKönigsW lad is law von Pohlen, herbeirief, ward Albrecht
au« 29. Juni 1438 zu Prag feierlich gekrönt. Er überwältigte seine Geg-
ner in mehreren Gefechten, und trieb die Pohlen zum Lande hinaus.
Hierauf entließ er seine Schwiegermutter ihrer Haft, und ernannte, um
sie durch Großmuth und Vertrauen zu beschämen, ihres Bruders Sohn,
den Grafen Ulrich von Cilley, zum Statthalter von Böhmen.
Dieses Verfahren ehrte Albrecht's Herz, führte aber nicht zu dem gewünsch-
ten Ziele. Graf Ulrich brütete Aufruhr, trachtete öffentlich nach der Krone,
bemächtigte sich der königlichen Gelder, nahm d»s neu geworbene Kriegsvolk
in seinen Eid, und besetzte mit seinen Leuten die befestigten Plätze. Einige
katholische Große, denen er mit frecher Stirne sein Vorhaben eröffnete, be-
mächtigten sich seiner Person, und warnten den König. Auch jetzt ließ Albrecht
den Grafen ungekränkt nach Cilley ziehen, und ruhig blieb Barbara in
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494